XXXIV. KAPITEL
Kaiser Wilhelm am Sterbelager der Kaiserin Friedrich » Ihr Tod (5. VIII. 1901) - Graf
Götz von Seckendorff - Charakteristik der Kaiserin Friedrich » Graf Waldersees Rück-
kehr aus China » Zusammenkunft Wilhelms II. mit Nikolaus II. in Hela « Ungenügende
Dekoricrung des russischen Ministers des Äußern - Wilbelm II. in Rominten » Eulen-
burgs Schilderung des dortigen Aufenthalts - Prinz Heinrich beim Zaren in Spala » Ver-
lobung des Prinzen Max von Baden mit der Großfürstin Helene Wladimirowna +» Denk-
malsenthüllungen in der Siegesallee -» Wilhelms II. Stellung zu den schönen Künsten
Heimgang der Idenlistin Malvida von Meysenbug und des Königs Albert von Sachsen
aiser Wilhelm II. hatte, bevor er die Nordlandreise antrat, dem
Tod Professor Renvers, dem großen Arzt, der bei der Kaiserin Friedrich
der Kaiserin ein Krebsleiden diagnostizierte und seitdem bemüht gewesen war, mit
Friedrich seiner hervorragenden ärztlichen Kunst und der ebenso seltenen Güte seines
Herzens der armen Frau jede mögliche Erleichterung zu verschaffen, das
Versprechen abgenommen, er werde ihn rechtzeitig benachrichtigen, wenn
die Tage seiner Mutter sich dem Ende zuneigen sollten. Sobald der Kaiser
ein dahingehendes Telegramm erhalten hatte, trat er von Norwegen die
Rückreise nach Deutschland an. Ich fuhr ihm nach Kiel entgegen. Der
Kaiser war schmerzlich bewegt, er war vor allem in hohem Grade erregt.
Er überhäufte seine arme Frau, die ihn mit mir in Kiel erwartete, mit Vor-
würfen, daß sie nicht am Krankenbette ihrer Schwiegermutter weile, die
dies gar nicht gewünscht hatte. Er wurde nur allmählich durch die Herzogin
Karoline Mathilde von Glücksburg beruhigt, die ältere Schwester der
Kaiserin Auguste Viktoria, ebenso wie diese eine gute und verständige
Frau. Der Kaiser stieg mit mir im Homburger Schloß ab, dann begab er sich
nach Schloß Friedrichshof und blieb dort bis zum Tode der Mutter, die
unsäglich litt. Sie starb, gestützt von Renvers, der keinen Augenblick vom
Krankenbett wich, und von ihrem Sohn, am 5. August 1901. Am nächsten
Morgen unternahm der Kaiser mit mir einen längeren Spaziergang im
Schloßgarten von Homburg. Er erzählte mir, daß seine Mutter bestimmt
habe, ihre Leiche solle unbekleidet in eine englische Flagge, den Union-
Jack, eingewickelt und so in den Sarg gelegt werden. Sie hatte auch an-
geordnet, daß der Sarg nach England überführt und dort beigesetzt werden
solle. Der Kaiser fand meine Zustimmung, als er der Ansicht Ausdruck gab,