Full text: Bernhard Fürst von Bülow - Denkwürdigkeiten. Erster Band. Vom Staatsseketariat bis zur Marokko-Krise. (1)

LUISE VON SACHSEN 589 
dem Ermeland, mit Takt und Milde vertreten. Nicht lange nachher wurde 
von den Kanzeln in Trier ein Erlaß bekanntgegeben, wonach der Bischof 
in Übereinstimmung mit dem Heiligen Vater angeordnet hatte, daß seine 
frühere Kanzelpublikation wegen veränderter Umstände als nicht ge- 
schehen zu betrachten sei. 
Bischof Korum war ein Elsässer mit ganz französischer Kultur, aber ein 
Mann von viel Geist und großem Ernst. Er hatte als junger Geistlicher in 
den siebziger Jahren die Aufmerksamkeit des Statthalters Manteuffel auf 
sich gezogen, der ihn dem Fürsten Bismarck empfahl. Nach Varzin ein- 
geladen, gefiel er dem Fürsten, der 1881 seine Ernennung zum Bischof von 
Trier durchsetzte, obwohl sich gegen diesen Einfall in Deutschland lebhafte 
Bedenken geltend machten und obschon selbst der vorsichtige Leo XIII. 
durch Rampolla den Reichskanzler leise vor Korum warnen ließ, der als 
„troppo zelante‘ bezeichnet wurde. Schließlich hat der große Mann auch 
hier recht behalten. Mit alleiniger Ausnahme jenes eben erwähnten Fauxpas 
hat sich Korum als Bischof von Trier durchaus bewährt. Seine Frömmig- 
keit war über jeden Zweifel erhaben. Er hat nicht nur den heiligen Rock 
von Trier ausstellen lassen, sondern ein Buch über die von diesem bewirkten 
Wunder geschrieben. Er hat sich aber auch bei jeder Gelegenheit als guter 
deutscher Patriot bewährt, ganz besonders im Weltkrieg. Er war innig 
befreundet mit meinem Freunde, dem Landwirtschaftsminister und nach- 
herigen Oberpräsidenten der Rheinprovinz, dem ausgezeichneten Freiherrn 
Klemens von Schorlemer-Lieser. Um die Beilegung des Trierer Streitfalls 
hatte sich außer dem Kardinal Kopp auch Herr Spahn bemüht und ver- 
dient gemacht. Kardinal Kopp hatte schon vor dem Trierer Schulstreit 
anläßlich eines von einem Zentrumsblatt gegen mich gerichteten Angriffs 
mir aus Rom geschrieben: „Des Papstes wie des Kardinal-Staatssekretärs 
und der leitenden vatikanischen Kreise sind Sie ganz sicher. Hier ist das 
Vertrauen zu Ihnen unerschütterlich, und weder die Polen noch die Jesuiten 
werden die Kurie dazu bringen, auf Ihren Weg Steine zu legen. Die Bischöfe 
Preußens blicken auf Eure Exzellenz mit vollstem Vertrauen als den Hort 
einer paritätischen Staatsverwaltung.‘“ Um dieselbe Zeit sagte Leo XIII. 
zu einem katholischen Beamten des Auswärtigen Amts, dem Legationsrat 
Freiherrn von Schauenburg, der anläßlich seiner Hochzeitsreise vom Papst 
in Privataudienz empfangen wurde, am Ende der Audienz: „Et n’oubliez 
pas de saluer mon ami, le chancelier Bülow.“ 
Wenige Tage nach der Trierer Debatte saß ich beieinem Diner im Berliner 
Schloß der Kronprinzessin Luise von Sachsen gegenüber. Sie gefiel mir 
nicht nur durch ihre reizende Erscheinung, sondern auch durch Liebens- 
würdigkeit und lebhafte Konversation. Traurig stach von der hübschen 
Frau ihr Gemahl ab, der damalige Kronprinz Friedrich August, dem nicht 
Kron- 
prinzessin 
Luise 
von Sachsen
	        
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