DAS KREUZ 613
sich persönlich vertreten lassen wolle. Es würde nicht nur Metz, sondern
dem ganzen Reichslande zur Auszeichnung gereichen. Er: Er sei außer-
ordentlich geschmeichelt, halte das für eine vorzügliche Idee und werde
das Breve sofort ausfertigen lassen. Er bitte um das Datum der Einweihung.
Ich: Ich dankte herzlich für die große Freude, die Seine Heiligkeit Meinen
katholischen Untertanen in Elsaß-Lothringen bereiten würde. Er: Vor
allem läge ihm daran, Mir mitzuteilen, welchen unauslöschlichen Eindruck
Meine Rede in Aix la Chapelle ihm gemacht habe; sie hätte ihm eine un-
geheure Freude bereitet. In der Zeit, wo die meisten Souveräne Europas
schwach, furchtsam oder religiös gleichgültig seien, habe es seinem Herzen
besonders wohlgetan, daß der Deutsche Kaiser sich, sein Haus und das
ganze große Kaiserreich unter das Kreuz gestellt habe, unbekümmert
darum, was die moderne Welt in ihrer Kreuzesscheu dazu sagen werde.
Das sei die Art und Weise, wie der Monarch eines großen Landes sprechen
müsse, und das seien Grundsätze, welche er allen Meinen Kollegen nur
empfehlen könne. Er wolle noch hinzufügen, nicht um Mir Schmeicheleien
zu sagen, es gäbe nur einen Souverän, der ebenso gedacht und gehandelt
habe, und das sei Karl der Große. Das sei der große Herrscher, der gleichsam
im Auftrage Gottes die ganze damals zivilisierte Welt unter das Kreuz ge-
beugt habe und dem die Mission dazu vom damaligen Papst Leo III. erteilt
worden sei. Nun bei dem Überdenken Meiner Rede sei ihm ein Traum er-
schienen, das sei der, daß der jetzige Deutsche Kaiser gleichsam von ihm,
Papst Leo XIII., die Mission erhielte, den sozialistischen und atheistischen
Ideen entgegen Europa wieder zum Christentum zurückzubringen. Er
wisse sehr wohl, daß Europa in Nationen und Länder gegliedert sei und
politisch nicht unter einem Zepter vereinigt werden könne, aber in geistiger
Beziehung könne der Kaiser des Deutschen Reiches durch Beispiel, durch
Einfluß und Ermahnung wohl dahin wirken, daß diese Länder sich wieder
dem Christentum und der Kirche zuneigten. Ich: Mit Freuden würde ich
die Mission, die Mir der Papst gewissermaßen in Aussicht stelle, überneh-
men und mit ungeschwächten Kräften durch Wort und Tat dahin wirken,
daß allmählich unter Fürsten und Völkern sich die Überzeugung Bahn
brechen müsse, daß alle Macht, alle Entwicklung und alle Herrlichkeit
nichts nütze, wenn sie nicht fuße auf der Person des Heilands und dem
Kreuze. Daß ein dreiundneunzigjähriger Papst einem so jungen Herrscher,
wie Ich es sei, solch erhebende Worte zugerufen habe, werde Mich für Mein
ganzes Leben mit Stolz erfüllen, und Ich hoffe, daß er einmal nicht nur
keinen ungelehrigen Schüler an Mir finden werde, sondern auch, daß ihm
Gott Leben und Gesundheit schenken möge, um Mich in Meinen Anstren-
gungen zu unterstützen und die Erfolge des Zusammenwirkens von Kaiser
und Papst zu erleben. Er: Das Böse mache sich in der Welt sehr breit;