IL. KAPITEL
Weitere Zuschriften des Grofen Monts über Schädigung des Reichsgedankens und des
Ansehens der Kaiserkrone durch die letzte besonders exzentrische Rede Wilhelms II.
vor dem Brandenburger Provinziallandtag am 22. III. 1897 . Die von Monts bei einem
Besuch in Berlin gewonnenen persönlichen Eindrücke » Die Schilderungen von Monts
bestütigen die Sorgen und Befürchtungen, die Bülow seit der Verabschiedung des
Fürsten Bismarck erfüllten « Wie ihm bei der Übernahme der auswärtigen Geschäfte
die internationale wie die innerdeutsche Lage erscheint »- Rückkehr nach Berlin - Dort
inzwischen erfolgter Personalwechsel » Brief des Freiherrn von Marschall (4. VII. 1897)
TI: habe schon früher erzählt, wie stark die Persönlichkeit Wilhelms II.,
Die Xsein lebhafter und origineller Geist, seine Liebenswürdigkeit und Güte für
Zentennarrede mich bei den wenigen Gelegenheiten gewirkt hatten, bei denen ich bisher
mit ihm in amtliche Fühlung getreten war. Diese Anlässe waren aber mehr
festlicher, repräsentativer Natur gewesen. Jetzt lag die Sache anders.
Jetzt hieß es für mich, dem Kaiser in der Prosa der politischen Tagesarbeit
nahe sein, ihn vor übereilten Entschlüssen zu behüten, ihn allmählich auf
den Weg einer gewissen Stetigkeit zu dirigieren. Wie groß die Schwierigkeit
sein mußte, mit dem ungewöhnlich begabten, aber mehr und mehr eigen-
willigen, hier und da ganz hemmungslosen Regenten auszukommen, ent-
nahm ich einem weiteren Brief von Monts, der sich mit der sehr üblen Rede
beschäftigt, die Wilhelm II. am 22. März 1897 bei einem Festmahl des
Brandenburger Provinziallandtages gehalten hatte und die alle früheren
oratorischen Leistungen Seiner Majestät an Taktlosigkeit übertraf. Nach
einem schwülstigen Lob seines Großvaters, der heilig gesprochen worden
wäre, wenn er im Mittelalter gelebt hätte, und an dessen Gebeinen in jenen
frommen Zeiten Pilgerzüge aus allen Ländern Gebete verrichtet hätten,
gab Wilhelm II. zu, daß durch Gottes gnädige Fügung in der Nähe seines
Herrn Großvaters einige brave Ratgeber gewesen wären, welche die Ehre
gehabt hätten, die Gedanken ihres Souveräns, dieses gewaltigen Mannes,
dieses großen Herrn, auszuführen. Mit ihm selbst verglichen aber wären
diese Ratgeber nur Pygmäen gewesen, Handlanger des allerhöchsten,
erhabenen Willens. Am Schluß seiner Rede hatte Wilhelm II. zum Kampf
gegen den Umsturz „mit allen Mitteln“ aufgerufen, der nicht mehr „vor
der geheiligten Person des allerhöchsten Herrn‘ Halt mache. Wer diese