TOASTE AN BORD DER „HOUENZOLLTUERN“ 25
Wie man auf französisch sagt, er hatte zu diesem Zweck die kleinen Töpfe
in die großen Töpfe gestellt, il avait mis les petits pots dans les grands.
Alle Staatsminister waren zum Empfang Seiner Großbritannischen Ma-
jestät nach Kiel befohlen worden. Wenn ich mich nicht täusche, auch die
Staatssekretäre. Ein wahrer Schwarm von goldbetreßten, mit Ordens-
sternen bedeckten Exzellenzen bewegte sich mit feierlicher Würde am Ufer
des Hafens. Alle königlichen Prinzen mußten bei der Ebrenkompagnie
eintreten, die an der Landungsstelle aufmarschiert war. Der Kaiser war so
nervös, daß er in dem Augenblick, wo sein Onkel die Landungsbrücke be-
trat, die zum Ehrendienst bei ihm kommandierten Generäle und Admiräle
mit kleinen freundschaftlichen Rippenstößen zu größerem Empressement
ermunterte. Um so ruhiger war der Onkel. Er hatte den Ersten Lord der
Admiralität, den Earl of Selborne, den Admiral Prinz Louis Battenberg
und den englischen Militärattache in Berlin, Graf Gleichen, mitgebracht.
Die beiden letzteren waren von Geburt Deutsche: Battenberg der Sohn
des Prinzen Alexander von Hessen und der polnischen Gräfin Hauke,
Gleichen ein Sohn des Prinzen Viktor von Hohenlohe-Langenburg und
einer englischen Miss Seymour. Wie es mit deutschen Renegaten zu gehen
pflegt, suchten beide ihre deutsche Abstammung durch outriertes englisches
Jingotum in Vergessenheit zu bringen. Battenberg war der Schwager des
Prinzen Heinrich von Preußen, Gleichen ein leiblicher Vetter der Kaiserin
Auguste Viktoria. Auf diese Weise hörten beide mehr, als gut war.
Am Tage der Ankunft des englischen Besuchs fand an Bord der „‚Hohen-
zollern“ eine Festtafel statt. Der Kaiser hatte die bei diesem Anlaß von
ihm zu haltende Rede mit mir entworfen. Daß er auf einer Wendung be-
standen hatte, wonach der Künig „gütigst“ an den Veranstaltungen des
deutschen Segelsports Anteil nehmen wolle, schadete nichts. Dafür ließ er
meine Sätze stehen, daß die deutsche Flotte, erbaut zum Schutz unseres
Handels und des deutschen Bodens, für die Aufrechterhaltung des Friedens
bestimmt wäre, den das Deutsche Reich seit über dreißig Jahren gehalten
und gemeinsam mit den anderen Großmächten Europa miterhalten habe.
„Einem jeden ist bekannt, durch Euer Majestät Wort und Wirken, daß
Eurer Majestät Streben auf eben dieses Ziel gerichtet ist: die Erhaltung des
Friedens. Da dieses Ziel zu erreichen auch Ich stets meine gesamten Kräfte
eingesetzt habe, so möge Gott unseren gemeinsamen Bestrebungen Gelin-
gen verleihen.“ Am Schluß folgte eine von Wilhelm II. gewünschte Wen-
dung, die an die vom König und vom Kaiser, vom Sohn und vom Enkel
gemeinsam verlebten unvergeßlichen Stunden am Sterbebette der großen
Beherrscherin des jetzt von König Eduard gelenkten Weltreichs erinnerte.
Der König antwortete in deutscher Sprache, in freier Rede und mit Wärme,
er sei gerührt, daß sein Bestreben nach Erhaltung des Friedens so freundlich