thumbs: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
· 194. Das Hemännchen bei Graslitz. 
(Grohmann, Sagen 2c., S. 118.) 
In Graslitz ist das Hemännchen ein neckender Waldgeist, der 
seine Freude hat an dem Schaden der Leute. Mehrere Holzhauer 
fuhren einst mit ihren Karren in den Wald, um Bäume zu fällen. 
Als sie den ersten Baum zu Falle brachten, hörten sie ein heiseres 
Lachen hinter sich und sahen, daß ihre Karren genau an die Stelle 
geschoben waren, wohin der Baum fallen mußte. Einen Augepblick 
später waren alle Karren zersplittert. — Einige Weiber suchten Heidel- 
beeren. Nachdem sie ihre Krüge gefüllt hatten, stellten sie dieselben 
auf den Boden und gingen ein wenig bei Seite. Als sie aber zurück- 
kehrten und ihre Krüge aufheben wollten, blieb der Boden derselben 
auf der Erde. Zugleich erscholl hinter ihnen ein wildes Gelächter und 
als sie sich umschauten, sahen sie zwar nichts, erhielten aber eine 
tüchtige Ohrfeige. 
  
195. Der Hemann des Rammelsberges. 
(Wenisch, Sagen aus dem Joachimsthaler Bezirke, S. 97.) 
Einst lebte zu Platten ein Mann, der hieß Pänkert. Er führte 
ein lasterhaftes Leben und soll sogar mit dem Teufel im Bunde ge- 
standen sein. Nach seinem Tode entstand in dem Hause, das er be- 
wohnt hatte, ein solcher Tumult, daß darin niemand mehr bleiben 
konnte. Deswegen kam auf Geheiß der Verwandten ein Schwarzkünstler 
aus Sachsen, der den polternden Geist auf einen grünen Platz zum 
sogenannten großen Rainstein bannte, wo er ihn verwünschte, ewig in 
den Wäldern des Rammelsberges umherzuirren. Seit dieser Zeit treibt 
dort der gebannte Pänkert als Hemann sein Unwesen. Er erschreckt 
die durch. den Wald gehenden Leute, welche auf sein He-He-Rufen 
Antwort geben, durch seine löschpapierfarbige, eisgraue Gestalt und 
drückt sie, wenn sie nicht die Kraft besitzen, über den nächsten Graben 
zu springen. Über das Wasser wagt sich, wie man sagt, der Hemann 
nicht. 
Einstmals ging ein Weib in den Wald, um ihrem Manne, der 
Holz fällte, das Mittagessen zu bringen. Auf einmal hörte sie ein 
lautes He! He! Hel Sie dachte, ihr Mann wolle sie ein wenig 
necken, deshalb gab sie gar herzhaft zur Antwort: Daher! daher! Aber 
kaum war das Wort verhallt, da stand vor ihr ein baumlanger, eis- 
grauer Mann mit wütenden Geberden. Vor Furcht und Schrecken eilte 
das Weib einem Bache zu, den sie mit knapper Not übersetzte, sonst 
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