vIM. KAPITEL
Die Schlacht von Königgrätz » General von Steinmetz « Der Vater wird mecklenburg-
schwerinscher Gesandter in Berlin » Die Cholera in Halle »- Fußwanderung durch den
Harz (Herbst 1866) - Besuch bei Onkel Baudissin in Dresden » Abiturienten-Examen
(Herbst 1867) « Puppel » Dulce est desipere in loco
nmittelbar nach der Sprengung des alten Deutschen Bundes richtete
der preußische Ministerpräsident an Sachsen, Hannover und Kurhessen
fast gleichlautende Sommationen, in denen unter Hinweis auf die geogra-
phische Lage der drei Bundesstaaten die Zurückführung der Truppen des
betreffenden Bundesstaates auf den Friedensstand vom 1. März und die
Zustimmung zur Berufung des Deutschen Parlaments gefordert wurde.
Noch am 23. Mai hatte Graf Bismarck an den preußischen Gesandten in
Hannover, den Prinzen Ysenburg, eine Depesche gerichtet, in der er be-
tonte, die preußische Regierung dränge in Hannover nicht auf den Ab-
schluß eines Vertrages mit Preußen. Die hannoversche Regierung möge
selbst entscheiden, was sie für das Zuträglichste für ihre Interessen halte.
Die preußische Regierung wünsche nur zu wissen, welcher Art ihre Be-
ziehungen zu Hannover seien und in Zukunft sein würden. Als die preu-
ßBischen Sommationen in Dresden, Hannover und Kassel abgelehnt worden
waren, rückte der preußische General Herwarth von Bittenfeld in Sachsen
ein, die Generäle von Manteuflel und Vogel von Falkenstein überschritten
die hannoversche Grenze, General von Beyer besetzte Kassel. Nach dem
Eintreffen der Nachricht, daß Sachsen, Hannover und Hessen sich end-
gültig gegen Preußen wendeten, trat der Ministerpräsident Graf Bismarck
in den Salon seiner Frau und sagte zu dem dort mit anderen Gästen
weilenden Geheimrat von Keudell, der ihn oft durch sein Klavierspiel zer-
streute und erfreute, mit gehobener Stimme: „Keudell, setzen Sie sich an
das Klavier und spielen Sie uns den Hohenfriedberger Marsch.“
Am 29. Juni kapitulierte nach tapferer Gegenwehr die hannoversche
Armee bei Langensalza. Der preußische „Staatsanzeiger‘“ bemerkte zu
diesem Ereignis: „Das Schicksal der hannoverschen Truppen, deren ruhm-
reiche Vergangenheit eng verwoben ist mit den schönsten Kriegstaten
unseres eigenen Heeres, muß jedes Soldatenherz mit aufrichtiger Teilnahme
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Preußen und
Hannover
Schlachten