Full text: Bernhard Fürst von Bülow - Denkwürdigkeiten. Vierter Band. Jugend- und Diplomatenjahre. (4)

Die „Emser Depesche“ 
Wortlaut des aus Ems an Bisinarck telegraphierten Textes. 
Konzept von der Hand des Vortragenden Rats Heinrich Abeken 
(zu Seite 128) 
An d. Bundeskzl. Grf. Bismarck Exc. Berlin No. 27 
No. 61 erd. 3h 10’ Nachm. Station Ems. (Eilig!) 
Telegramm in Ziffern. Sofort 
S. M. der König schreibt mir: 
„Benedetti fing mich auf der Promenade ab, um auf zuletzt sehr zudringliche 
Art von mir zu verlangen, ich sollte ihn autorisiren, sofort zu telegraphiren, daß ich für 
alle Zukunft mich verpflichtete, niemals wieder meine Zustimmung zu geben, wenn 
die Hohenzollern auf ihre Candidatur zurückkämen! Ich wieß ihn, zuletzt etwas ernst, 
zurück, da man & tout jamais dergleichen Engagements nicht nehmen dürfe, noch 
könne. Natürlich sagte ich ihm, daß ich noch nichts erhalten hätte, und da er über 
Paris und Madrid früher benachrichtigt sei, als ich, er wohl einsähe, daß mein 
Gouvernement wiederum außer Spiel sei.“ 
S. Majestät hat seitdem ein Schreiben des Fürsten bekommen. Da S. Majestät 
dem Grafen Benedetti gesagt, daß er Nachricht vom Fürsten erwarte, hat Allerhöchst 
derselbe, mit Rücksicht auf die obige Zumuthung, auf des Grafen Eulenburg und 
meinen Vortrag, beschlossen, den Grafen Benedetti nicht mehr zu empfangen, sondern 
ihm nur durch einen Adjutanten sagen zu lassen: daß S. Majestät jetzt vom Fürsten 
die Bestätigung der Nachricht erhalten, die Benedetti aus Paris schon gehabt, und 
dem Botschafter nichts weiter zu sagen habe. S. Majestät stellt Ew. Exc. anheim, ob 
nicht die neue Forderung Benedettis und ihre Zurückweisung sogleich sowohl unseren 
Gesandten als in der Presse mitigetheilt werden sollte? 
Ems, d. 13. Juli 1870 
gez. A[beken] 13. 7. 70 
Wortlaut der von Bismarck in Gegenwart von Roon und Moltke zur 
Weitergabe und Veröffentlichung redigierten Depesche. Konzept 
von der Hand des Geheimen Hofrats Roland 
Berlin, 13. Juli 1870 
Telegramm en clair. Erste Expedition. Cito 
Nachdem die Nachrichten von der Entsagung des Erbprinzen von Hohenzollern 
der kaiserlich französischen Regierung von der königl. spanischen amtlich mit- 
getheilt worden sind, hat der französische Botschafter in Ems an S. Maj. den 
König noch die Forderung gestellt, ihn zu autorisieren, daß er nach Paris tele- 
graphire, daß S. Maj. der König sich für alle Zukunft verpflichte, niemals wieder 
seine Zustimmung zu geben, wenn die Hohenzollern auf ihre Kandidatur wieder 
zurückkommen sollten. S. Maj. der König hat es darauf abgelehnt, den franz. Bot- 
schafter nochmals zu empfangen und demselben durch den Adjutanten vom Dienst 
sagen lassen, daß S. Maj. dem Botschafter nichts weiter mitzutheilen habe. 
N/[amen] S[einer] E[xzellenz] 
z[ur] St/[ation] 13.7. 11 Uhr 18 Abd. Paraphe [Otto v.] B[ülow]
	        
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