Full text: Bernhard Fürst von Bülow - Denkwürdigkeiten. Vierter Band. Jugend- und Diplomatenjahre. (4)

Legationsrat 
von IIvlstein 
166 NACHTS UNTER DER ARNO-BRÜCKE 
auszusetzen.“ Die Depesche schließt mit der Aufforderung an den Fürsten 
Richard Metternich, dem Kaiser Napoleon noch einmal und sehr energisch 
zuzusetzen, damit er die französischen Truppen endlich und schleunigst 
aus Rom zurückziehe. „Mit einem solchen Akt unzweifelhaft liberaler 
Politik würde Frankreich seinen Feinden eine Waffe entreißen und einen 
Damm gegen jenes Überfluten des Teutonismus aufwerfen, welchen 
Preußen, eine vor allem protestantische Macht, in Deutschland aufzu- 
nehmen gewußt hat und welchen wir wegen seiner ansteckenden Kraft 
doppelt zu fürchten haben.“ Beust war Deutscher und Protestant. Der 
Schluß seiner konfidentiellen Depesche, die vier Jahre später im „Temps“ 
veröffentlicht wurde, seine Warnung vor dem Überfluten des Teutonismus 
und seine Denunziation Preußens als einer vor allem protestantischen 
Macht zeigen den Grafen Friedrich Ferdinand von Beust in seiner ganzen 
Jämmerlichkeit als zwiefachen Renegaten. 
Nach Italien sandte Bismarck nach Ausbruch des Krieges einen seiner 
nächsten Vertrauten, den damaligen Legationsrat von Holstein, dessen 
Verschwörernatur für eine solche Mission sehr geeignet war. Holstein hat 
mir später nicht ohne Genugtuung erzählt, es sei ihm gelungen, sich mit 
Mazziniin Verbindung zu setzen, der sich im August 1870 inkognito und 
verkleidet in Florenz aufgehalten und ihm eine Unterredung gewährt habe, 
spät am Abend, unter dem Bogen einer Arno-Brücke. Er, Holstein, habe 
Mazzini unter Hinweis auf Mentana wie auf die programmatische Rede, 
die Rouher am 5. Dezember 1867 in der Französischen Deputiertenkammer 
gehalten hatte, auseinandergesetzt, daß ein siegreiches Frankreich niemals 
den Italienern die Krönung ihrer Einheit durch die Besitzergreifung von 
Rom erlauben werde. Mazzini verstand und versprach, er werde Mittel und 
Wege finden, um den Minister des Auswärtigen von „Unvorsichtigkeiten“ 
abzuhalten. Herrn Emilio Visconti-Venosta einzuschüchtern, dürfte 
Mazzini um so leichter gewesen sein, als jener in seiner Jugend, bevor er 
Minister und Marchese wurde, radikalen Anschauungen gehuldigt hatte 
und sogar Privatsekretär des großen Agitators Giuseppe Mazzini ge- 
wesen war.
	        
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