Bapaume und
Saint-Quentin
210 DESTO BESSER FÜR UNS
das Gefecht von Bapaume und die Schlacht von Saint-Quentin vor. Wenn
ich sie wiedergebe, so brauche ich dabei kaum hervorzuheben, daß es sich
nicht um Berichte eines Generalstäblers handelt, sondern um rasch hin-
geworfene Briefe eines jungen Husaren. Aus dem Marschquartier Cappy
bei Peronne schrieb ich am 4. Januar 1871:
„Liebste Eltern, bitte, verzeiht mir, wenn ich Euch seit dem Weih-
nachtsfeiertage nur zweimal flüchtig geschrieben. Gestern und vorgestern
hatte ich gar keine Gelegenheit, Briefe an Euch abzugeben. Hoffentlich geht
es Euch so gut, wie ich von ganzem Herzen wünsche. Ich befinde mich sehr
wohl und bin durch Gottes Gnade unversehrt aus dem gestrigen ziemlich
heftigen Gefecht hervorgegangen. Am 25.früh rückten wir bei niederträch-
tiger Kälte aus und gingen ans jenseitige Ufer der Somme. Gegen Mittag
wurde durch Patrouille in Erfahrung gebracht, daß die Franzosen ihre
Stellung bei Pont-Noyelles verlassen hätten und sich zurückzögen. Warum?
Das scheint einigermaßen unklar, aber desto besser für uns. Wir wurden
gegen Mittag alarmiert und rückten über das Gefechtsfeld nach Pont-
Noyelles. Da lagen wieder die Höhen vor uns, die am 23. das 33. Ostpreußi-
sche Regiment mit aufgepflanztem Bajonett und fabelhafter Bravour er-
stürmt hatte, aber gegen Abend wieder hatte aufgeben müssen. Es lagen
noch viele Leichen auf dem Abhang und in einem Hohlweg, der hinauf-
führte, z. T. schon ganz erfroren, meist ganz friedlich. Etwa eine Stunde
hinter Pont-Noyelles kamen wir in leidliche Quartiere.
Den nächsten Tag rückten wir über Albert und Bapaume, zwei kleine
Städte, bis Fremicourt. Hier hatten wir drei Ruhetage, die den Pferden sehr
nottaten. Am dritten ritt ich eine Requisitions-Patrouille bei sehr scharfer
Kälte. Ich kam bis Montagne-Notre-Dame, nur drei Kilometer von Cam-
brai, wo ich feststellte, daß diese Stadt noch stark von Franzosen besetzt
war. Am Silvestertag rückte ich mit Herrn von Steinbergs Zug nach
Beugny, eine halbe Stunde von Fremicourt, wo wir in ganz famose Quar-
tiere kamen. Es lagen da noch zwei sehr nette Infanteristen vom 33. Regi-
ment, ein Leutnant und ein Fähnrich. Der Leutnant, ein baumlanger
Mensch, hieß Freudenfeld oder ähnlich, den Namen des Fähnrichs habe ich
vergessen. Der Leutnant sorgte in rührender Weise für seinen kleinen Kame-
raden. Wir aßen Ente, Dindons und andere schöne Sachen, wozu wir
requirierten Champagner tranken. Am Zweiten mittags wurden wir plötz-
lich alarmiert, rückten über Fremicourt, das schon von der Schwadron ver-
lassen war, nach Bapaume und von da weiter auf der Chaussee nach Arras.
Etwa eine Stunde hinter der Stadt standen unsere Batterien, die sich mit
den feindlichen beschossen. Nach einigem Hinundherrücken in übrigens
ziemlich unbedeutendem Infanteriefeuer traf unser Zug die 3. Schwadron,
die in der Nähe hielt und der wir uns anschlossen. Man glaubte gegen Abend,