DER FEIND NAHT 211
der Feind wolle uns umgehen, und ich wurde mit einer Patrouille vorge-
schickt. Es war aber nichts vom Feinde zu sehen.
Gegen neun Uhr kamen wir in Bapaume in leidliche Quartiere und trafen
dort die Schwadron. Am Dritten rückten wir um sechs Uhr früh aus, es war
noch ganz dunkel, und machten Rendezvous. Es wurden zwei Züge zum
Rekognoszieren vorgeschickt, und nach einer Viertelstunde kamen die be-
treffenden Offiziere mit der Meldung zurück, daß der Feind in zwei sehr
starken Kolonnen nahe. Darauf gingen wir links von der Chaussee mit einer
Batterie und zwei Bataillonen Dreiunddreißigern ihm entgegen, kamen bald
in sehr scharfes Granatenfeuer und zogen uns in eine Mulde parallel der
Chaussee. Wir konnten von da aus das Gefecht so genau beobachten wie
weder am 27. November noch am 23. Dezember.
Das Dorf links der Chaussee nach Arras war in der Nacht von den
Franzosen besetzt worden. Sie hatten dort eine Batterie gerichtet, die aus-
gezeichnet bedient wurde. Und bald gingen uns die Granaten über die
Köpfe weg, aber so hoch, daß sie nicht den geringsten Schaden taten.
Unterdes ging das links von Bapaume postierte Bataillon Dreiunddreißiger
unter lautem Hurra gegen Sapignies vor, und das Gefecht ging los. Ihren
Leuten weit voraus liefen der lange Leutnant und der kleine Fähnrich, mit
denen ich in Beugny im Quartier gelegen hatte. Fast in derselben Minute
fielen sie beide, wie Ähren unter der Sense des Schnitters. Alle beide gleich
tot. Auch wir gerieten ziemlich stark in Feuer, da die französischen Kugeln
merkwürdig weit tragen, doch wurden nur einige Pferde angeschossen. Ich
ritt als Flügel-Unteroffizier des 1. Zuges. Dem Quartiermeister, der hinter
mir hielt, ging eine Kugel durchs Kochgeschirr. Unterdessen hatten die
Dreiunddreißiger das Dorf zwar erobert, mußten aber nach einer Viertel-
stunde der vier- bis fünffachen Übermacht weichen. Das Gewehrfeuer
wurde immer stärker.
Wir ritten auf die Höhe, um zu sehen, was los wäre. Wir sahen leider,
wie die Dreiunddreißiger erst einzeln, dann immer mehr und mehr zurück-
gehen mußten. Voran kamen die Gesunden, die sich noch oft umdrehten,
um zu schießen, dann die leicht und einige schwer Verwundeten, die müh-
sam hinterherkrochen. Die Offiziere versuchten, die Leute zum Stehen zu
bringen, aber umsonst, die feindliche Übermacht war gar zu groß, nament-
lich seitdem die Franzosen ihre Batterie gerückt und ein sehr heftiges
Granatfeuer begonnen hatten. Auch die zwei links von der Mulde postierten
Batterien mußten zurückgehen. Wir waren dann kaum auf der Höhe, als
wir in ein sehr heftiges Gewehrfeuer kamen, auch die Batterien es ganz be-
sonders auf uns Husaren absahen. Es war keine Möglichkeit, gegen die
Batterien und die vier Bataillone Infanterie zu attackieren. Unsere Eska-
dron war allein. So ließ denn der Rittmeister in Zügen rechts schwenken,
14°
Sapignies