Konzentration
um Amiens
Der
Kronprinz
besichtigt
240 DER WEISSE KÜRASSIER
haben, Ihren Sohn ‚wegen Auszeichnung vor dem Feind’ zum Offizier zu
befördern. Diese Auszeichnung ist wohlverdient, denn er hat in einem harten
Winterfeldzug seinen Kameraden und Untergebenen stets ein Beispiel rück-
sichtsloser Pflichterfüllung gegeben und außerdem, worauf ich fast noch
mehr Wert lege bei der Zusammensetzung meines Offizierkorps, durch seine
ritterliche Gesinnung und sein liebenswürdiges, bescheidenes Benehmen
unser aller Herzen gewonnen. Ich zweifele nicht, daß, wenn wir nunmehr
in die Friedensverhältnisse zurückkehren und mit Ernst an die eigentliche
Berufsarbeit gehen, er auf Basis seiner vortrefflichen Anlagen und seiner
bereits erreichten wissenschaftlichen Resultate sich eine schöne militärische
Laufbahn aufbauen wird.“
Am 9. März setzte sich das Königshusaren-Regiment aus den Quartieren,
die wir fast einen Monat an der Küste des Kanals innegehabt hatten, in
Marsch nach Amiens, wo sich das VIII. Armeekorps konzentrierte. Die
l. Schwadron bezog Kantonnements in dem Dorfe Dury an der Chaussee,
die von Amiens nach Bireteuil führt, nicht weit vom Flüßchen La Celle.
Jetzt ging es an das Putzen und an das Sorgen um propren Anzug und
blanke Waffen, denn das Königshusaren-Regiment sollte so schmuck und
frisch aussehen wie bei einer Friedensparade auf der Hofgartenwiese in
Bonn. Leider sollten wir unseren Kriegsherrn und Regiments-Chef, dessen
ehrwürdige Gestalt in aller Herzen lebte, an diesem Tage nicht zu sehen
bekommen. Der Kaiser hatte zu seinem schmerzlichen Bedauern und zur
Enttäuschung des Rheinischen Armeekorps und ganz besonders seines
Husaren-Regiments die Fahrt nach Amiens eines Unwohlseins wegen auf-
geben müssen. Aber im Auftrag seines kaiserlichen Vaters kam der Kron-
prinz.
Am Vormittag des 13. März versammelte sich nordöstlich Amiens,
zwischen Altonville und Les Allenbons, das ganze VIII. Armeekorps und
eine kombinierte Infanterie-Brigade, die Regimenter 19 und 81, die 3. Kaval-
lerie-Division und die Garde-Kavallerie-Brigade Prinz Albrecht. Im ersten
Treffen, Front gegen die Straße Amiens—Querrieux, stand die gesamte
Infanterie, einunddreißig Bataillone. Im zweiten Treffen standen die Kaval-
lerie und Artillerie, die Garde-Husaren auf dem rechten Flügel, dann die
2. Garde-Ulanen, daneben unser Regiment, links von uns die 9. Husaren.
Die Formation der Kavallerie war geschlossene Regimentskolonne, Um
zwölf Uhr erschien der Kronprinz. Bis zu dem Augenblick, in dem er sich
uns näherte, hatte es stark geregnet. Jetzt, wo er auf das Rheinische Armee-
korps zusprengte, zerteilten sich die Wolken, und strahlend brach die Sonne
hervor. Er ritt einen Trakehner Rappen. Er trug das weiße Koller der
Pasewalker Kürassiere. Als er sich unserem rechten Flügel näherte, salu-
tierte auf das Kommando des Generalleutnants von Barnekow das ganze