Full text: Bernhard Fürst von Bülow - Denkwürdigkeiten. Vierter Band. Jugend- und Diplomatenjahre. (4)

DIE ENGEREN VERBUÜNDETEN 415 
gehabt, daß in der zweiten Septemberhälfte sowohl auf dem serbischen zl» 
auf dem bosnisch-montenegrinischen Kriegsschauplatz tatsächlich Watl«n- 
ruhe eingetreten sei. Alle Mächte seien darüber einig gewesen, daß diese 
Frist geeignet erscheine, den förmlichen Waffenstillstand anzubahnen 
und auch die Annahme von Friedensvorschlägen zu erreichen. 50 völlig das 
Einvernehmen über das in dieser Richtung zu erstrebende Ziel gewesen 
sei, so hätten sich über die hierzu einzuschlagenden Wege doch zwischen 
den Mächten auseinandergehende Ansichten ergeben. Für die deutsche 
Politik müsse auch in dieser Lage das Festhalten an dem Einverständnis 
mit „unseren engeren Verbündeten” bestimmend sein. Wir hätten 
gegenüber einer politischen Frage, von der die Interessen Deutschlands 
nicht direkt berührt würden, lediglich in vermittelnder und wohlwollen.der 
Tätiskeit zwischen den uns gleich befreundeten Nachbarmächten Rufiland 
und Österreich-Ungarn, die beide in weit höherem Grad« an dem Schicksal 
des Osmanischen Reichs und seiner Bevölkerung beteiligt seien, Steliung 
zu nehmen. 
Das Zirkular schloß mit den Worten: „So wenig danach zu verkennen 
ist, dab die augenblickliche Lage der orientalischen Angelesrenhriten emnst- 
hafte und schwierige Aufgaben für die europäischen Kabimette m sich 
schließt, so haben wir doch allen Grund, zu hofien, daß de Fkmente zur 
Verständisung stark senus sein werden, um Zewürfuisen der Märdhne 
untereinander auch ferner, wie bi:her. vorzubeugen. Namentlich dürten wir 
uns der Erwartung hinseben, daß Rußland und Österreich. düe m 
besonderem Maße durch geozraphische Lage, historische Überieierung und 
Stammesverwandtschaft von den Schicksalen des Türkischen Reacdhs im 
Mitleidenschaft sezogen sınd, trotz teilweiser Verschiedenheit der Gesachuts- 
punkte, durch die csegenwärtise Krısis za einer Aussleichuns deriemigem 
Rücksichten und Pflichten gelangen werden, die jeder von bmn zur Beo- 
friedieung »zimer politischen und materielien Interessen als malıedhbend 
ansieht.“ 
Am 31. Oktober hatte der russische Botschafter m Komstantimmmell 
Generali Ignatjew, ein Ultimatum an die Pforte gerichtet, im denn entklliott 
wurde, daß der Betsekafter, wenn nieht nm zweimal verundaewanzur Stumdeon 
eın effektiver und unbedinster Waflenstilltand von sechs Yorken bis zu 
zwei Momzten. der alle Kämpfenrden umfase, abreschlhesem winde umd dem 
mmandsmten der türkischen Truppen micht peremtanisrbe Weimumgen 
zur umverweilten Emstellung aller miltärischem Operztiumem entiaih. 
würden, mit dem Personal der Botschaft Konstantimopell werlkamem mmiüsst.. 
Dieses entschiedene ruwische Auftreten in Konstautimopell enttspuadh din 
pessönlichen Stellungnahme des Zaren. 
  
Armatjaws 
Tlliimatun:
	        
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