EIN DEUTSCHER REVOLUTIONÄR 545
Zensur verboten waren und die Fröbel mit leidenschaftlichem Eifer ver-
breitete. Auf einer Propaganda-Reise in Köln verhaftet und aus Preußen
ausgewiesen, fand er einen Unterschlupf in Dresden, wandte sich immer
mehr nach links und wurde 1848 als roter Demokrat in das Frankfurter
Parlament gewählt. Im Oktober 1848 ging er mit seinem Parteifreund
Robert Blum nach Wien, um den dortigen Aufständischen eine Adresse der
Frankfurter Linken zu überreichen. Er nahm Ende Oktober als Hauptmann
teil an den Kämpfen der Wiener Revolutionäre gegen die Wien belagernden
kaiserlichen Truppen. Nach der Übergabe von Wien wurde er gleichzeitig
mit Blum verhaftet und vom Kriegsgericht zum Tode durch den Strang
verurteilt. Das war zweifellos der dramatische Höhepunkt seines Lebens.
Robert Blum wurde bekanntlich erschossen. Julius Fröbel wurde im
letzten Augenblick vom Fürsten Alfred Windischgraetz begnadigt, den
einer seiner Adjutanten darauf aufmerksam gemacht hatte, daß Fröbel
sich einmal in einer Rede oder in einer Broschüre für die österreichische
Hegemonie in Deutschland ausgesprochen habe. Windischgraetz ließ
Fröbel sogar nach Frankfurt zurückkehren, wo erim Juni 1849 den Exodus
des Rumpfparlaments nach Stuttgart mitmachte. Er lebte hierauf erst in
Cuxhaven, dann auf Helgoland und wanderte 1849 nach Amerika aus. Dort
etablierte er in New York eine Seifenfabrik, machte Bankrott, zog nach
Nikaragua, beteiligte sich an einer Kommission, die die Möglichkeit eines
Kanalbaues zu untersuchen hatte, ging nach San Franzisko, wo er ein
Journal herausgab, und als er auch damit keinen Erfolg hatte, zog er wieder
nach New York. Hier heiratete er die Reichsgräfin Caroline von Armanns-
berg, deren Vater, Graf Ludwig Armannsberg, nacheinander königlich
bayrischer Minister des Innern und der Finanzen, später Präsident der
Regentschaft des neugegründeten griechischen Staats und sogar hellenischer
Reichsverweser geworden war, um schließlich als Reichsrat der Krone
Bayerns in München zu sterben.
Fröbel kehrte mit seiner Gattin nach Deutschland zurück, schloß sich
der Großdeutschen Partei an und gründete in Wien ein offiziöses Blatt, den
„Botschafter“. Von Julius Fröbel ging die Idee des Frankfurter Fürsten-
tages aus, für die er durch den Erbprinzen von Thurn und Taxis dessen
Schwager, den Kaiser Franz Josef, gewann. Gleichzeitig hatte er für eine
Reform der österreichischen Handelspolitik im freihändlerischen Sinne und
für seine eigenen sozialen Theorien gewirkt, mit denen er, wie er mir an-
vertraute, etwa die Mitte zwischen Rodbertus und Lassalle hielt. 1866 über-
nahm er die Redaktion des württembergischen „Staatsanzeigers“‘, gab sie
aber nach einem Jahr wieder auf und gründete die „Süddeutsche Presse‘
in München, in der er die Bismarcksche Politik verfocht und damit seinen
Übergang von der :Großdeutschen zur Kleindeutsch-Preußischen Partei
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