Full text: Bernhard Fürst von Bülow - Denkwürdigkeiten. Vierter Band. Jugend- und Diplomatenjahre. (4)

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TOD UND LEBEN 
Von mir empfindest, wenn, Göttlicher, dich jemals 
Ich zu entschäd’gen strebte 
Für Undank, den dir schnödes Volk erwiesen, 
Ö säume nicht mehr, komm mit raschen Schritten 
Und schließe diesem Lichte, 
Nun endlich weichend längst entwöhnten Bitten, 
Mein düstres Aug, o Herrscher dieses Lebens! 
Wann immer ich nicht flehe mehr vergebens 
Und du zu mir herniedersenkst die Schwingen — 
Gewappnet, hoch die Stirn, 
Wirst du mich finden, mutvoll stets begegnend 
Dem Schicksal, nie die Hand, die ich in meinem 
Unschuldigen Blute färbt und mich getroffen 
Mit Geißelschlägen, rühmend oder segnend, 
Wie Sklavensinn der Menschen tut seit lange, 
Abschüttelnd jedes Hoffen, womit die Welt, die bange, 
Sich kindisch tröstet, jede 
Beschwichtigung, vom Schicksal nichts erwartend 
Als dich und heiter stets entgegensehend 
Dem Tag, wo nach erfülltem Lebenslose 
Mein Haupt zur Ruh sich legt in deinem Schoße. 
Unter diese herrlichen Verse hatte die Gräfin Marie mit fester Hand 
geschrieben: „Ohne Dich lieber den Tod, mit Dir lieber das Leben.“
	        
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