Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

114 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asten. 
solche, deren Mütter Athenerinen waren, drängten sich in großer Anzahl 
in das Bürgerrecht ein. Auch der Sklaven gedachte die milde Weisheit 
des Solon; sein Gesetz schützte sie gegen Mißhandlung und Mord. 
Der mißhandelte Sklave konnte zu dem Tempel des Theseus flüchten, 
wo ihn sein Herr nicht wegreißen durfte, sondern verkaufen mußte; ein 
grausamer Herr behielt demnach keine Sklaven, weil sie ihm alle in den 
Theseustempel liefen, und ohne Sklaven konnte ein Athener kaum leben, 
denn wenn er an den Volksversammlungen theilnehmen wollte, oder ein 
Amt begleitete, so konnte er unmöglich den gewöhnlichen Arbeiten viel 
nachgehen. Die Athener waren aber auch im ganzen Alterthume wegen 
der Milde gegen ihre Sklaven berühmt und man redete ihnen sogar 
nach, sie hätten dieselben frech gemacht. 
Pisistratus (560 - 527 v. Chr.). 
Doch wurde Solon seines großen Werkes wenig froh. Die Par- 
teien waren nicht ganz beschwichtigt; die einen murrten, er sei zu weit 
gegangen, die anderen aber, er habe nicht genug gegeben. So von 
allen Seiten bestürmt, verließ er die Stadt auf 10 Jahre und durch- 
wanderte Jonien, wo er in Thales, einem der sieben Weisen, einen 
Freund besaß, und Aegypten, das Wunderland, dessen Priester ihn 
freundlich aufgenommen haben sollen. Die Athener hatten ihm ge- 
schworen, seine Verfassung 100 Jahre lang zu halten, aber schon 561, 
also nur 33 Jahre nach dem Schwur, seit ihn das allgemeine Vertrauen 
zum Ordner des zerrütteten Gemeinwesens erhoben hatte, bemächtigte 
sich sein junger und schöner Verwandter Pisistratus der Gewalt. Dieser 
stellte sich nämlich an die Spitze der Partei, welche die Sache der armen 
Barger gegen die reichen vertrat und gewiß die zahlreichste war. Durch 
eine List (er verwundete sich selbst, und sagte, die Aristokraten hätten 
es gethan) gewann er die Erlaubniß, aus seinen Anhängern einige 
Hunderte bewaffnen zu dürfen, damit sie ihn gegen seine Feinde schützten. 
Mit diesen besetzte er die Burg und wurde so Tprann von Atben. 
Zweimal vertrieben fand er immer wieder so viel Unterstützung, daß er 
die verlorene Gewalt abermals errang und sie endlich bis an sein Le- 
bensende behauptete. Solches vermochte er nur durch Unterstützung des 
gemeinen Volkes oder der armen Bürger. Diese liebten ihn und selbst 
diejenigen, welche es ihm nie verziehen, daß er sich zum Herrscher auf- 
geworfen hatte, mußten bezeugen, daß er die solonischen Gesetze aufrecht 
erhielt, den Müßiggang verfolgte und besonders den Ackerbau förderte, 
den Staatshaushalt trefflich ordnete, die Stadt durch Bauten schmückte 
und die Dichtkunst ehrte und liebte; er soll die homerischen Gesänge in 
die Ordnung gebracht haben, in welcher sie auf uns gekommen sind. 
Seine Gewalt erbte sein Sohn Hippias, welcher sie mit seinem Bruder
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.