Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

Schicksale des Themistokles. 129 
konnte der Rumpf hergestellt werden; die Kosten des Takelwerks und 
der Ausrüstung traf als Staatsleistung den mit dem Bau beauftragten 
Bürger. Der Arme entsagte also der jährlichen Silberspende, die ihm 
und seiner Familie gewiß jedes Jahr einen Freudentag verschafft hatte, 
unter den reichsten Bürgern aber wechselte jfährlich eine sehr beden- 
tende Leistung an Geld und Zeitaufwand für die Kriegsschiffe ab; so 
mußten diese die Lieblinge der Athener werden, da Arm und Reich 
das Seinige gethan batte und sich seines Antheils rühmen konnte. 
Wie viel Verdienst mag überdies aus diesem emsigen Schiffsbau in die 
Hände der Athener aus der vierten Klasse, der Thetes, geflossen 
sein! Kein Wunder, wenn der Mann, der zu diesem rieth, ein beliebter 
Mann wurde. 
Bald zeigte er auch, wie die Seemacht zu nugeen sei; er unternahm 
eine Kreuzfahrt gegen die Inseln, welche dem Datis und Artaphernes 
Hilfe geleistet hatten, und glücklicher als Miltiades kehrte er mit vielen 
Strafgeldern nach Athen zurück. Nun hatte er die Athener durch die 
That überzeugt, daß ihre Macht und Größe auf ihren Schiffen beruhe, 
und sein Ansehen bei dem gemeinen Volke wurde allmächtig. 
Dieses benutzte er, um seinen Nebenbuhler Aristides zu stürzen; 
er warf ihm undemokratische Absichten vor und brachte es dahin, daß 
er durch den Ostrakismus verkannt wurde (483 v. Chr.). Seit Kli- 
sthenes bestand nämlich in Atben die Einrichtung, daß die Bürgerschaft 
seden auf eine bestimmte Anzahl von Jahren verbannen konnte, ohne 
daß es ihm an Ehre und Gut Schaden brachte; dieses widerfuhr beson- 
ders solchen Männern, welche durch Kriegsruhm und Vermögen so ber- 
vorragten, daß sie der Freiheit gefährlich zu werden vermochten, oder 
welche den gleichbeitssüchtigen Athenern ein Dorn im Auge waren; deß- 
wegen gingen später ausgezeichnete Athener ihren eifersüchtigen Mit- 
bürgern freiwillig aus den Augen und nahmen ihren Aufenthalt in einer. 
Kolonie oder auf einem fernen Gute z. B. in Thrakien, Makedonien, 
Kypern u. s. w. 
Die Seeschlacht von Salamis und ihre Folgen zeigten unwider- 
sprechlich, wie viel Athen und Griechenland dem Themistokles verdanke. 
Ganz Griechenland schaute auf ihn; selbst die Spartaner ehrten ihn 
und erkannten ihm den Preis der Einsicht zu, während sie ihren Eu- 
ribiades, den Themistokles zur Schlacht hatte zwingen müssen, mit dem 
Preise der Tapferkeit schmückten. Bei den olpmpischen Festspielen zeigte 
ihn einer dem andern, der Name Themistokles war in jedem Munde, 
und der ehrgeizige Mann bekannte seinen Freunden, daß er nun 
glücklich sei. 
Nach der Schlacht von Matää rieth er den Athenern ihre Mauern 
wieder aufzubauen; die Spartaner wollten es wehren, indem sie vor- 
Bumüller, Gesch. d. Alerth. 9
	        
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