Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

138 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien. 
kleineren Besitzer so verschuldet, daß sie einen bedeutenden Theil des 
Ertrages von deren Gütern (sie klagten, fast allen Ertrag) als Zins 
empfingen; ganz Attika glich also einem großen Landgute, welches von 
Pächtern und Sklaven für die Eupatriden bearbeitet wurde. Die kleinen 
verschuldeten attischen Bauernbürger hätten sich wahrscheinlich aus ihrem 
bisherigen Zustande nie aufgerafft, wenn die Küstenbewohner, die un- 
ruhigen Seeleute, nicht gewesen wären; diese fachten die Unzufriedenheit 
zu wilden Ausbrüchen an, so daß zuletzt die Eupatriden gerne einwillig- 
ten, die solonische Verfassung als eine Art Vergleich hinzunehmen. 
Die Aussöhnung dauerte jedoch nur kurze Zeit; die Tyrannen aus dem 
Hause des Pisistratus drückten auf die Eupatriden und zuletzt auf das 
gemeine Volk; nach ihrer Vertreibung begann der Kampf zwischen. Ari- 
stokratie und Demokratie mit erneuerter Erbitterung. Aber trotzdem, daß 
Sparta die Aristokratie unterstützte, wurde Isagoras Unternehmen, die 
dorischen Formen den Athenern aufzuzwingen, durch die Volksmassen 
vereitelt und Klisthenes zerbrach durch seine Zehntheilung der Phylen 
das gemeinsame Einwirken mehrerer aristokratischer Familien auf die 
ärmeren Genossen der Phratria und zerstörte damit die angeerbte Ge- 
wöhnung des ärmeren Bürgers, auf die Worte seiner angesehenen 
Stammgenossen zu hören, deren Väter und Vorväter mit den seinigen, 
wenn auch öfters uneinig, doch immer wieder versöhnt, zusammengelebt, 
berathen, geopfert und gestritten hatten. In den Perserkriegen wurde 
die Kraft jedes einzelnen Bürgers so stark als möglich angespannt; die 
Bürgergaben wurden zu dem Bau der Kriegsschiffe verwandt, der Arme 
wie der Reiche leistete so viel er konnte. Sonst wurde die Flotte be- 
sonders durch die armen Bürger bemannt, bei Salamis aber fochten 
Arm und Reich hinter den hölzernen Mauern, das Haus des Armen 
wie des Reichen war durch den Feind in Flammen aufgegangen; in das 
Feld bei Platää zogen Arme und Reiche und kehrten als Sieger zurück, 
alle hatten gleichviel gethan und gleichviel gelitten, alle mit einander 
Atben gerettet und vor ganz Griechenland verherrlicht, wie konnte man 
nach den Tagen von Salamis und Platää noch einem athenischen Bür- 
ger gleiche Rechte verweigern? Deßwegen wurde auf den Antrag des 
Aristides, eines Eupatriden, vor den Männern der vierten Klasse die 
Schranke friedlich hinweggeräumt, welche sie bisher von den Aemtern 
ausschloß, und ihnen volle Bürgerehre gegeben. 
Hochsinu des Perikles und des athenischen Volkes. 
Nach dem Entscheidungskampfe gegen Terres verfolgte Athen mit 
dem Aufgebot aller Kraft den großen Gedanken, alle griechischen Städte 
auf den Inseln und an den Küsten des Perserreiches zu befreien, wäh- 
rend die Spartaner sich mit der Abwehr des Feindes begnügen und die
	        
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