Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

148 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien. 
nossen frei, so wurde es wieder eine Stadt zweiten Ranges, wie vor 
den Perserkriegen, Sparta aber das Haupt eines großen Bundes, wel- 
cher Athen mit weiteren Demüthigungen (Korinth und Theben hätten 
immer Ursachen aufgefunden) gewiß nicht verschont hätte. 
Den Krieg brauchte Athen nicht zu fürchten. Auf der Burg lag 
ein Schatz von 6000 Talenten gemünzten Silbers (9700 Talente be- 
trug er früher, aber die Bauten des Perikles und die Belagerung von 
Potidäg hatten an ihm gezehrt); ebenso waren daselbst 500 Talente 
ungeprägten Goldes und Silbers als Weihegeschenke und Tempelschmuck, 
das Gewand der Athene hatte allein 40 Pfund Goldes und konnte ab- 
genommen werden. Im Hafen lagen 300 vollständig ausgerüstete Drei- 
ruder, mehr als hinreichend, um jede feindliche Seemacht zu zerstören 
und Athen die Herrschaft des Meeres zu sichern. Diese Seemacht ver- 
hinderte den Abfall der Bundesgenossen, oder strafte sie, wenn sie ihn 
dennoch wagten; denn nicht weniger als 13,000 Schwerbewaffnete waren 
zum Felddienst verfügbar; welche Stadt der Bundesgenossen vermochte 
solcher Macht zu widerstehen, und wie schnell war diese nicht durch die 
Flotte in die entferntesten Gegenden gebracht! Dennoch blieben zur Ver- 
theidigung Athens noch 16,000 Schwerbewaffnete übrig (die alten Bür- 
ger, die zwischen dem 18. und 20. Jahre und die Ansassen), außerdem 
1200 Reiter. Die Bevölkerung Attikas berechnete sich auf eine halbe 
Million Menschen, von denen etwa 180,000 innerhalb der Stadtmauern 
wohnten; die Anzahl der Bürgerlichen 90,000, die der Metöken, meist 
Kaufleute und Fabrikanten, auf 45,000, die der Sklaven auf 360,000, 
welche zu häuslichen Geschäften, zum Ackerbau, Bergbau und als 
Fabrikarbeiter verwendet wurden. 
Zu Lande sollten sich die Athener nach dem Rathe des Perifles 
nicht ernsthaft einlassen, selbst wenn der Feind alles Land bis vor die 
Mauern der Stadt verwüste; gegen die 60,000 Mann des feindlichen 
Heeres könnten die Athener nur verlieren. Die Verwüstung des Landes 
würden sie mit der Flotte an den feindlichen Küsten zehnfach rächen, und 
als Herren des Meeres fehle es ihnen ebenso wenig an Geld als an 
Zufuhr von Getreide und andern Lebensmitteln. So könnten sie ruhig 
abwarten, bis die Feinde des Krieges müde würden. 
Besonders warnte Perikles die Athener vor Zersplitterung ihrer 
Kräfte zu entfernten Unternehmungen. Die athenischen Besitzungen er- 
streckten sich von Byzanz, den thrakischen und makedonischen Küstenstädten 
und den naheliegenden Inseln über Euböa, die Kykladen und Kytbera 
bis Karpathos, östlich von Kreta, und über Rhodos an die asiatische 
Küste und begriffen alle Städte an derselben bis Chalkedon und alle 
Inseln von Rhodos bis Prokonesos. Athen hatte demnach zwar ein 
großes Ländergebiel, ein Reich von etwa 10 Mill. Einwohner, zu ver-
	        
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