156 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien.
noch Schlimmeres als vor Zeiten die Athener gegen Persien im Schilde
führten; zugleich rüstete er einige Kriegsschiffe aus und wartete auf eine
günstige Gelegenheit. Tissaphernes ließ sich jedoch nicht überlisten; er
kannte die Athener zu gut und durchschaute auch den Alkibiades, auf
dessen Treiben und Trachten ihn ohnedies die Spartaner sehr beflissen
aufmerksam machten. Er ließ ihn festnehmen; Alkibiades entrann jedoch
der Haft und half mit seinen Schiffen der athenischen Flotte den Sieg
erringen. Die Flotte sah in ihm die Stütze des athenischen Staates und
erkannte in ihm den Oberfeldherrn; sie war sogar bereit nach Athen zu
segeln und ihren Willen mit Gewalt durchzusetzen. Nur die Beschrän-
kung der Demokratie, welche Alkibiades beabsichtigte, gab das Heer au-
fänglich nicht zu, und der Ausschuß von 5000 Bürgern, welcher als
Volksversammlung beschließen sollte und der von ihnen gewählte Rath
mußten wieder zurücktreten, bis ein neuer Sturm in Athen diese Form
der Verfassung, wiewohl nur auf kurze Zeit, abermals emporbrachte.
Alkibiades wurde zurückgerufen, kam aber nicht eher, als bis er bei Ky-
zikos einen großen Schlag gegen die spartanische Flotte ausgeführt hatte
(410), in Folge dessen Athen die Herrschaft in der Propontis und dem
Bosporus und damit die Zufuhren aus dem schwarzen Meere gesichert
waren. In Athen wurde er (408) als Retter ausgenommen und ging
alsbald wieder mit der Flotte nach Kleinasien ab, um die spartanische,
der persisches Geld abermals aufgeholfen hatte, aus jenen Gewässern zu
vertreiben. Allein sein Unterfeldherr ließ sich in seiner Abwesenheit von
dem spartanischen Feldherrn Lysander 407 bei Ephesus schlagen und die
Athener wurden darüber so erbost, das sie ihn abermals verbannten.
Er trieb sich nun an den asiatischen Küsten umher, immer in der Nähe
des Kriegsschauplatzes auf günstige Zwischenfälle lauernd.
Die letzten Kriegsjahre (407—404 v. Chr.).
Schlacht bei den Arginusen (1406).
Nach des Alkibiades Entfernung gewannen die von den Persern
frisch und nachbaltig unterstützten Spartaner die Oberhand und siegten
unter Kallikratidas. Dieser war noch ein Spartaner alten Schlages und
ärgerte sich bitter ob dem Hochmuthe der Perser, bei denen er um Sub-
sidien bitten mußte; er wünschte laut, der Krieg mit Athen möchte ein
Ende finden und dafür gegen die persischen Pascha ein gemeinschaftlicher
Zug unternommen werden.
Aber die Athener spannten ihre letzten Kräfte an, rüsteten abermals
eine Flotte, wählten zehn tüchtige Männer und befahlen ihnen, die ein-
geschlossenen Schiffe unter Konon zu befreien. Noch einmal glückte es
ihnen, ihre Flotte siegte in der hartnäckigen Schlacht bei den Arginusen,