Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

Die letzten Kriegsjahre. 157 
und der wackere Kallikratidas verlor das Leben. Zurückgekehrt wurden 
die athenischen Admirale angeklagt, die in den Wellen treibenden Leich- 
name ihrer Mitbürger nicht in die Schiffe ausgenommen und dieselben 
damit der Ehre des Begräbnisses beraubt zu haben. Umsonst entschul- 
digten sie ihr Verfahren mit dem eingefallenen stürmischen Wetter; das 
Volk verurtheilte sie zum Tode und sie wurden hingerichtet (406). 
Schlacht bei Aegos Potamol (1405). 
Bald jedoch traf das frevelhafte Volk die furchtbarste Strafe. Der 
spartanischen Flotte verschaffte persisches Geld (der schlaue und kühne 
Lvsander hatte sich an des Königs Bruder, den jüngeren Kyrus, den 
Statthalter Vorderastens gemacht) schnell wieder die frühere Stärke und 
im folgenden Jahre nahm Lpsander Lampsakos am Hellesponte weg. 
Die athenische, um 20 Schiffe stärkere Flotte eilte ihm entgegen, ankerte 
ihm gegenüber bei Aegos Potamoi und forderte ihn mehrere Tage zum 
Kampfe heraus. Lysander verhielt sich ganz ruhig und spielte den Furcht- 
samen; dadurch wurden die Athener so sicher, daß sie jedesmal, nach- 
dem sie ihr herausforderndes Manöver gemacht hatten, an ihren Anker- 
platz zurückkehrten, die Schiffe größtentheils verließen und sich auf dem 
Lande zerstreuten. Das wollte Lpsander, ersah den günstigen Augenblick, 
überfiel die Flotte, nahm die schwach oder gar nicht bemannten Schiffe 
weg bis auf 10, die unter Konon entflohen, und vernichtete ohne viele 
Mühe die Truppen am Lande. Solches geschah bei Aegos Potamoi im 
Dezember 405 v. Chr. 
Belagerung und Ergebung Athens (104). 
Nun eroberte Lysander alles Gebiet Athens und trieb eine Masse 
Menschen dahin zusammen, um die Stadt schneller auszuhungern. Ein 
spartanisches Bundesheer rückte alsbald vor Athen und umlagerte es, 
während Lysander den Piräeus sperrte. Erst aber, als viele Menschen 
dem Hunger unterlegen und alle dem Tode nahe waren, ergab sich die 
Stadt auf Gnade und Ungnade (29. März 404). Nun berathschlagte 
der dorische Bund unter Sparta, was mit Athen zu beginnen sei. Athen 
soll zerstört und das Volk vertilgt werden, stimmten die rohen Thebaner 
und giftigen Korinther; aber andere und mit ihnen die Spartaner hiel- 
ten es für eine Sünde, eine Stadt zu zerstören, welche im Perserkriege 
so vieles zur Rettung Griechenlands gethan hatte; auch das delphische 
Orakel gab zur Antwort: Zerstöret Griechenlands Altar nicht! Endlich 
wurde Athen der Friede gegeben unter folgenden Bedingungen: die lan- 
gen Mauern und die um den Miräeus werden niedergerissen; alle Städte 
und Inseln sind frei; alle Schiffe bis auf 12 werden ausgeliefert; Athen 
folgt in die gemeinschaftlichen Kriege unter Spartas Oberbefebl und
	        
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