Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

166 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien. 
ein auswärtiger Feind den Boden Lakoniens und sahen die spartanischen 
Weiber den Rauch eines feindlichen Lagers. Zwar wagte Epaminondas 
keinen ernsten Angriff auf die Stadt Sparta selbst: aber er baute Mes- 
sene wieder auf und setzte den Spartanern deren bitterste Feinde an die 
Seite; ebenso half er den Arkadiern zur Wiederherstellung des von den 
Spartanern zerstörten Mantinea und gründete als Arkadiens Mittelpunkt 
die große Megalopolis, die aber nicht so viel leistete, als ganz Griechen- 
land von dieser Bürgerschaft des vereinigten Arkadiens erwartete. 
Pelopidas in Thessalien und Mavkedonien (369 und 364 v. CThr.). 
Jason von Pher. 
Während die Thebaner Spartas Gewalt brachen, bedrohte Griechen- 
land eine andere Macht, die sich rasch erhob und ebenso schnell erlosch, 
die des Tyrannen Jason von Pherä in Thessalien. Diese fruchtbarste 
aller griechischen Landschaften hatte eine sehr gemischte Bevölkerung. 
Die Hauptmasse waren die sogenannten Penesten, leibeigene Knechte wie 
die Heloten, obwohl besser behandelt und sehr kräftig; der herrschende 
Stamm waren eingewanderte Thesproter, die auf ihren Rittergütern 
saßen, welche ihnen die Penesten bearbeiteten, oder sie wohnten zur Ab- 
wechslung in den Städten des Landes. Thessalien bildete einen Staat 
von sehr lockerem Zusammenhange; die edlen Geschlechter lebten häufig 
mit einander in Fehde, andere warfen sich zu Tyrannen auf, und nur 
in wenigen Fällen konnten sich die thessalischen Ritter zur Wahl eines 
gemeinsamen Bundeshauptes, bei ihnen Tagos genannt, vereinigen. 
Daher übte Thefsalien, obwohl es mehr Menschen zählte, als jeder ein- 
zelne griechische Staat, die Thessalier als gute Kriegsleute galten und 
ihre Reiter anerkannt die trefflichsten waren, keinen Einfluß auf die Ge- 
schicke Griechenlands und gelangte zu keinem Ansehen. 
Ein einziger Mann machte es plötzlich furchtbar. Der Tprann 
Jason in Pherä verschmähte nämlich das Schmausen, Reiten und Jagen, 
welches die ritterlichen Thessalier am meisten beschäftigte, wenn sie ge- 
rade ohne Fehde waren, und verfolgte größere Plane. Allmählig unter- 
warf er ganz Thessalien mit Güte oder Gewalt, wie es ging, seiner 
Herrschaft und ließ sich zum Tagos ernennen. Mit seinem Einkommen 
wirthschaftete er so weise, daß er ein beträchtliches stehendes Heer unter- 
halten konnte, und als Tagos von Thessalien hatte er nicht weniger 
als 8000 thessalische Reiter und 20,000 Fußgänger zu Diensten. Er 
machte kein Hehl daraus, daß er entschlossen sei, die Hegemonie Griechen- 
lands an sich zu reißen und dann einen großen Feldzug gegen die Perser 
zu unternehmen. Theben, Athen und Sparta bangten; und als Jason 
370 v. Chr. durch Mörderhand fiel, verhehlten sie ihre Freude nicht
	        
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