Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

Alexander zerstört Theben. Seine großen Entwürfe. 191 
rander über Theben Gericht hielt, drangen besonders die Platäͤer, die 
Orchomenier und Phokier auf deren Zerstörung; 30,000 Einwohner 
wurden als Sklaven verkauft, die Stadt dem Erdboden gleich gemacht, 
nur die Tempel und das Haus des Dichters Pindar verschont, die Mar- 
kung aber unter die andern Böotier vertheilt (335). Dieses entsetzliche 
Strafgericht that seine Wirkung; Griechenland huldigte abermals und 
bestätigte Alerandern als Oberfeldherrn der Griechen gegen die Perser. 
Alexanders große Entwürse. 
Nun brach endlich das Verhängniß über Persien herein, das durch 
Philipps Ermordung und die thrakischen und griechischen Unruhen bisher 
hingehalten wurde. Alerander fühlte den unwiderstehlichen Drang, 
welcher Männer und Völker immer fortreißt, denen die Vorsehung eine 
weltgeschichtliche Aufgabe zugetheilt hat. Seinen Durst nach Heldenruhm 
hatte er aus den Gesängen Homers eingesogen, den er fast auswendig 
wußte und der neben dem Dolche unter dem Kopfkissen des königlichen 
Jünglings lag. Mit Recht hat man Alerander mit Achilleus verglichen; 
gleich diesem Helden war er aufbrausend und furchtbar in der Leiden- 
schaft, suchte die Gefahr im Kampfe, hielt die Freundschaft heilig und 
verschmähte meistens den sinnlichen Genuß, der ihm Nebensache warz; 
auch Alerandern begleitete die Ahnung eines frühen Todes auf seinem 
Zuge nach Asien, allein er zog ein kurzes thatenreiches und ruhmvolles 
Leben einem langen ruhigen, aber ruhmlosen vor. 
Alerander war aber nicht bloß der Heldenführer einer Myrmidonen- 
schaar, er war Makedoniens König und Griechenlands Oberfeldherr, es 
galt nicht die Eroberung einer Stadt, sondern eines Erdtheils, nicht die 
Rache wegen eines entführten Weibes, sondern den Triumph des Hel- 
lenenthums über die Barbaren Asiens. Er war Zögling des Aristoteles; 
wie dieser die gesammte Errungenschaft des griechischen Geistes in sich 
vereinigte und der Nachwelt übergab, so gebot Alerander über die ganze 
hellenische Kraft und überwältigte mit ihr Asien, welches dadurch mit 
einem neuen Leben durchdrungen wurde. Griechische Städte erhoben 
sich bis an den Indus; zum erstenmale sah das innere Asien bürgerlich 
freie Gemeinwesen; griechische Bildung sproßte, wo vielhundertjähriger 
Despotismus den Geist der Völker verwüstet hatte. Wie Aristoteles für 
keine Staatsform schwärmte, sondern die als die beste für ein Volk er- 
klärte, welche die Entfaltung aller gesunden Kräfte gestattet und begün- 
stigt, den Leidenschaften und der Willkür aber feste Schranken entgegen- 
setzt und eben dadurch den politischen Einrichtungen Dauer verleiht, so 
war Alerander kein Despote; er ließ den Griechen ihre republikanischen 
Einrichtungen, wies aber ihre demokratischen Ausschweifungen zurück; 
er achtete die makedonischen Gesetze, gab den asiatischen Städten freie
	        
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