194 Perser und Grlechen. Europas Sieg über Asien.
zwei Täöchter und sein kleiner Sohn sielen in die Gewalt des makedoni-
schen Königs, welcher sie würdig behandelte und ihnen keine Schmach
zufügte, was sonst in Asien herkömmlich war. In Damaskus erbeutete
Parmenion den Schatz, welchen Darius mit in das Feld genommen
hatte, die ganze Hofhaltung mit ihrem Staate, so daß die Beute von
unglaublichem Werthe sein mußte.
Alerander folgte dem Darius nicht in das Innere des Reiches; er
ließ ihm Zeit, neue Heermassen zu sammeln, die er nicht fürchtete und
legte mehr Werth darauf, sich aller Vorderländer und Seeküsten zu be-
mächtigen. Sprien und Palästina unterwarfen sich gutwillig, auch alle
Städte Phönikiens bis auf Tyrus. Dieses trotzte auf seine insulare
Lage; Alerander mußte durch den 500 Schritte breiten Meeresarm einen
Damm bauen, bevor er die Stadt selbst angreifen konnte, und auch dann
leistete sie noch den hartnäckigsten Widerstand; im siebenten Monate wurde
sie mit Sturm genommen (20. August 332), 8000 Tprier erschlagen
und 40,000 als Sklaven verkaust.
Die Bedeutung Phönikiens für den Welthandel hörte mit Alerander
auf, nicht allein wegen der Zerstörung von Tyrus (Sidon war durch
die Perser unter Ochus dasselbe widerfahren), sondern mehr noch durch
die Gründung Alexandriens in Aegypten. Denn von Phönikien zog
Alerander gegen Aegypten; die Festung Gaza vertheidigte sich hartnäckig
zwei Monate lang (arabische Söldner lagen in dem Orte) und wurde
erst im vierten Sturme erobert; die ungeheure Menge Weihrauch, welche
Alerander hier erbeutete, beweist, daß Gaza ein Stapelplatz des arabi-
schen Handels war. Aegypten leistete keinen Widerstand; der persische
Satrape fürchtete sich vor den Aegyptiern mehr, als vor Alerander, dem
der Ruf der Großmuth voranging, und ergab sich dessen Gnade. Er
wurde ehrenvoll behandelt; so verfuhr Alerander gegen alle Satrapen,
die sich gutwillig ergaben, ja er nahm viele in seinen Dienst und ver-
lieh ihnen Statthaltereien, weil er sie dadurch am besten von einem ver-
zweifelten Widerstande abhielt, der seine Kräfte hätte erschöpfen müssen;
sodann wollte er Asien weder ausplündern noch unterjochen, sondern
zu einem großen griechischen Reiche vereinigen, und dies war nur dann
möglich, wenn die Asiaten durch ihre Unterwerfung unter Alerander einen
bessern Gebieter erhielten, bei dem ihre Ehre und ihr Besitz sicherer war,
als zu den Zeiten des despotischen Großkönigs. Auch das ägppiische
Volk wurde mit größter Schonung behandelt; Alerander opferte in den
ägyptischen Tempeln, ehrte die Priester, ließ die ägpptischen Einrichtun-
gen bestehen und stellte bei den bürgerlichen Aemtern Eingeborene an.
Er pilgerte durch die Wüste nach dem berühmten Tempel des Ammon
auf der Oase; die Priester empfingen ihn feierlich und das Orakel gab
ihm sehr befriedigende Auskunft. Von dieser Zeit an verbreilete sich in