Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

Die neuen Reiche. Aegppten unter den drei ersten Ptolemaͤern. 205 
die eingebornen Aegyptier sich vorzugsweise dem Anbau des Landes 
hingaben, was ihren Neigungen mehr zusagte. 
Die Ptolemäer unterhielten einen friedlichen Verkehr mit dem innern 
Afriko; sie vollendeten den Kanal von dem Nil über die Bitterseen an 
das rothe Meer, den Pharao RNecho angefangen und Darius Hystaspis 
fortgesetzt batte. An dem rothen Meere legten sie die Hafenplätze Mpos- 
hormos (Kosseir) und Berenike an, wo die von Indien, dem südlichen 
Arabien und der südlichern Küste von Afrika kommenden Schiffe ge- 
wöhnlich ihre Waaren ausluden, weil sie nicht gerne bis Arsinoe oder 
Heroopolis (bei Suez) fuhren; von jenen Häfen gingen die Waaren 
vermittelst Karawanen nach Koptos an dem Nil und auf dem Strome 
hinab nach Alerxandrien, wo sie die Seefahrer aus Griechenland, 
Italien 2c. in Empfang nahmen. Die von den Ptolemäern an der 
afrikanischen Küste angelegten Häfen und Stationen reichten über Babel- 
mandeb und Kap Guardafui hinaus; von größter Bedeutung war Adule, 
der Hafen von Arum, der den Verkehr mit Aethiopien (Habesch) ver- 
mittelte und griechische Sprache und Kultur bis in diese Gegenden 
verbreitete. 
Alerandriens Bedeutung für die Kultur. 
Alerandrien wurde durch die Ptolemäer zugleich ein Hauptsitz der 
Gelehrsamkeit. Diese Herrscher gründeten großartige Bibliotheken im 
Museum und Serapeum, stellten eine Menge von Gelehrten an und 
dotierten ihre Stiftungen sehr reichlich. Hier trafen sich nun die Schüler 
des Aristoteles, die hebräischen Rabbinen und die ägpptischen Priester, 
und kein Theil konnte den Einfluß des anderen ganz von sich weisen. 
Wie die Juden hellenisiert wurden, ist bekannt; die Bibel des alten 
Testamentes wurde griechisch Üübersetzt (die Septuaginta), die Juden 
studierten die griechische Philosophie und es fehlte nicht an Versuchen, 
Bibel und Philosophie in Einklang zu bringen; dagegen scheinen die 
zriechischen Philosophen nicht viel Einsicht in die heiligen Bücher der 
Juden genommen zu haben, wenigstens zeigen sich kaum einige Spuren, 
daß griechische Schriftsteller von dem Inhalte der ältesten Urkunde des 
Menschengeschlechtes etwas wußten. Dies binderte theils der hellenische 
Stolz, der seine Bildung für die höchste ansah, tbeils der von Alerander 
eingeführte Grundsatz, die Götter aller Nationen zu ehren und jeden 
Kult zu pflegen, womit alle Menschen und alle Götter zufrieden sein 
könnten; nur die Bibel, der Glaube an Einen Gott paßte nicht in 
das alerandrinische Pantheon, und die Lehren der Bibel mußten die 
griechischen Philosophen zurückstoßen, welche entweder gar nichts glaubten 
oder der hergebrachten Vielgötterei, der Weltreligion, huldigten. 
Die Genialität der alten Griechen mangelte den Alexandrinern,
	        
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