Griechenland. 215
zen. Zugleich sollte die alte Sittenstrenge nach den Gesetzen des Lykurg
wieder hergestellt werden. Die Jugend gab ihm Beifall, sein Mitkönig,
der schwelgerische Leonidas II., welcher ihm Widerstand bot, wurde ab-
gesetzt und Kleombrotus an dessen Stelle gewählt. Aber der Enthusiast
wurde umgarnt; die Schuldverschreibungen wurden verbrannt, weil einige
Vornehme dadurch gewannen, Agis aber dem Aratus zu Hilfe geschickt
und dadurch von Sparta entfernt. Als er von seinem Feldzuge heim-
kehrte, fand er alles verändert; das Volk glaubte, die ganze Revolution
sei zu Gunsten der verschuldeten Anhänger des Agis gemacht worden,
Leonidas hatte seinen Rang wieder eingenommen und den Kleombrotus
vertrichben. Agis wurde aus seinem Zufluchtsorte herausgelockt und mit
dem Strange hingerichtet; seine Mutter und Großmutter mußten den
nämlichen Tod erleiden. Allein die Saat, welche Agis ausgestreut batte,
ging dennoch auf.
Kleomenes HI. bekriegt den achäischen Bund, Ktellt 226 die lykur-
gische Verfassung wieder her.
Der Sohn des Leonidas, Kleomenes III., war seinem Vater in jeder
Hinsicht unähnlich. Er war ehrgeizig und wollte nicht das Werkzeug
der Ephoren und einiger Oligarchen sein. Sein Vater gab ihm Agiatis,
die reiche und schöne Wittwe des unglücklichen Agis, zur Gemahlin und
diese feuerte den leidenschaftlichen Mann noch mehr an. Er wußte sein
Vorhaben zu verbergen; ganz richtig sah er, daß das Werk des Agis
nur mit Gewalt durchzuführen sei und deßwegen mußte er vor allem die
Soldaten für sich gewinnen. Darum fing er mit den Achäern Krieg an,
welche die Arkadier in ihren Bund nöthigen wollten. Aratus zeigte sich
ihm nicht gewachsen; denn so geschickt dieser in Ueberfällen war und so
geschickt er dem Feinde Schlingen zu legen wußte, so wenig verstand
er es, einen Feldzug oder ein offenes Treffen zu leiten. Er war mehr
Staatsmann und konnte den achäischen Bund seine Schöpfung nennen,
aber Siegeszeichen errichtete er auf keinem Schlachtfelde, gegen die
Aetolier nicht und noch weniger gegen den Kleomenes. Als dieser sich
durch seinen Feldzug die Liebe der Soldaten und die Achtung der Spar-
taner erworben hatte, rückte er mit seinen Söldnern plötzlich in Sparta
ein, ließ die Ephoren ermorden und verwies 80 Bürger, denen er nicht
trauen durfte, aus der Stadt (226 v. Chr.). Dann entfernte er die
Stühle der Ephoren, verkündete einen allgemeinen Schuldenerlaß und
schritt zur Vertheilung der Grundstücke, wobei er mit seinen eigenen den
Anfang machte; auch die verjagten 80 wurden bedacht, weil diese zurück-
kehren durften, sobald die neue Staatseinrichtung gesichert wäre. Von
den Periöken nahm er so viele unter die Spartaner auf, daß wieder
4000 Schwerbewaffnete in das Feld rücken konnten. Die Uebungen der