Italien mit seinen Völle rschaften. 217
Drittes Buch.
Die Römer.
Erstes Mapitel.
Italien mit seinen Völkerschaften.
Italien, der Römer Mutterland, ist eine Halbinsel, welche als eine
Parallele zu Griechenland betrachtet werden kann; statt des Peloponneses
schließt sich an Italien die Insel Sicilien an. Von dem europäischen
Norden scheiden es die Alpen, welche in einem großen, halbmondförmigen
Bogen von Genua bis zum adriatischen Meere ziehen und für Italien
die Wetterscheide und Völkerscheide sind; sie schützen es gegen die eisigen
Winterstürme und haben es lange vor dem Einbruche barbarischer Völker-
schwärme geschirmt. Von den Alpen wendet sich der Apennin, das
eigentliche Gebirge Italiens, zuerst füdöstlich gegen das adriatische Meer,
und so bildet sich zwischen Alpen und Apennin ein großes Thal in
östlicher Richtung, das Gebiet des Po. Dieser ist der einzige größere
Fluß Italiens; denn nun wird die Halbinsel im Verhältniß zu ihrer
Länge sehr schmal, der Grat des Apennin liegt dem adriatischen und
Mittelmeere so nahe, daß die Wasser das Meer erreichen, ehe sie durch
Zuflüsse sich bedeutend verstärken können. Das italische Gebirge hat
nicht die mannigfaltige Verästung des griechischen; die Meerbusen und
Buchten schneiden weniger tief in das Land ein und der Küstenrand ist
viel regelmäßiger; auf der Ostseite hat es nur wenige gute Häfen, mehr
dagegen auf der Westseite.
Das Klima Italiens ist vortrefflich, doch hat es einzelne durch ihre
Fieberluft berüchtigten Gegenden z. B. die sogenannten Maremnen
zwischen der Mündung des Arno und Tiber, die pontinischen Sümpfe,
Mantua, an den Mündungen des Po.
Durch Fruchtbarkeit ausgezeichnet ist die Tiefebene am Po und die
campanische Ebene; sonst verlangt der Boden der Halbinsel fleißige
Bearbeitung, wenn er dankbar sein soll. Da ein sehr beträchtlicher
Theil aus Bergabhängen besteht, die sich nicht zum Getreidebau eiguen,
so wird derselbe durch Anpflanzung von Kastanien, Feigen, Mandeln
und Oelbäumen ersetzt; der Weinbau erstreckt sich durch die Halbinsel,