Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

240 Die Romer. 
stellte der Volkstribun Luc. Kanulefus (445 v. Chr.), zur Zeit als Pe- 
rikles Athen zur vollständigen Demokratie gestaltete, an die Komitien, 
und die Patricier mochten sich sperren wie sie wollten, am Ende mußten 
sie zugeben, daß Ehen zwischen Patriciern und Plebejern rechtsgiltig sein 
sollten. Hingegen verbinderten sie ein Gesetz, daß die Plebejer auch 
Konsuln werden könnten, dadurch, daß sie die Konsulnwürde einstweilen 
zanz einstellten und drei, später vier oder sechs Militärtribunen (Legions- 
kommandanten) wählen ließen, zu welchem Amte auch die Mebeser wähl- 
bar sein sollten; vorher aber hatten sie mit ausgelernter Schlauheit dem 
Militärtribunate bedeutende Rechte entzogen, welche die Konfuln aus- 
geübt hatten (s. unten „Ausbau der römischen Verfassung“). 
Eroberung der Stadt Deji (396 v. Chr.). 
M. Furius Kamillus. 
(Agesilaus in Asien.) 
Bevor wir jedoch die Fortschritte der Plebejer auf dem Boden des 
bürgerlichen Rechtes weiter begleiten, müssen wir zwei Kämpfe Roms 
erzählen, in denen ihm großes Glück und großes Unglück widerfuhr. 
Das feindselige Veji war den Römern ein Dorn im Auge; siegten sie 
auch im offenen Felde, so dursten sie doch nie daran denken, Vejsi zu 
bestürmen, und die Besenter vergalten den Römern den angerichteten 
Schaden durch kühne Streifzüge. Da beschloßen diese endlich die ge- 
fährliche Stadt, koste es was es wolle, zu vernichten. Darum zog das 
Heer über den Winter nicht nach Hause, sondern baute Winterhütten um 
Vesi und setzte die Belagerung fort; den gemeinen Kriegern oder den 
ärmeren Plebejern wurde aus der Staatskasse ein kleiner Sold ausbe- 
zahlt. Feldherr war M. Furius Kamillus, ein stolzer Mann, dem noch 
jeder Feind unterlegen war. Auch Bejis starke Mauern schützten nicht 
länger; Kamillus trieb einen unterirdischen Gang bis in den Tempel 
der Juno; Römer stiegen aus dem Boden empor, während andere die 
Mauern bestürmten. Die Stadt wurde ausgeraubt und unter vielen Cere- 
monieen auch die Götterbilder mitgenommen, weil man die Götter Vejis 
auch für Rom gewinnen wollte. Die waffenfähige Bevölkerung wurde 
erschlagen, die wehrlose für den Staatsschatz verkauft, die Beute dem 
Heere überlassen, die Stadtmarkung in Loosen von 7 Juchert unter die 
Plebeser vertheilt (Assignatio). Kamillus feierte einen prächtigen 
Triumph, durch sein stolzes Benehmen in den Streitigkeiten zwischen den 
Patriciern und Pledejern beleidigte er aber letztere und wurde ange- 
klagt; er verbannte sich selbst nach Ardea und das ganze Volk mußte 
es bald bitter bereuen, seinen größten Feldherrn fortgetrieben zu haben.
	        
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