Die Gallier in Rom. 241
Die Gallier in Rom (390 v. Chr.).
Der Tag an der Allia (16. Juli 390).
(In Griechenland der korinthische Krieg.)
Zu den siegestrunkenen Römern kamen Boten aus der tuskischen
Stadt Klusium und baten um Hilfe gegen das schreckliche Volk der seno-
nischen Gallier, die über den Apennin gedrungen waren, um die schönen
Landschaften Mittelitaliens in Besitz zu nehmen. Die Tusker vermochten
den zahlreichen wilden Horden nicht zu widerstehen; sie flüchteten in die
festen Städte und erwarteten von den Römern Hilfe. Diese schickten
alsbald 3 Gesandte nach Klusium, welche die Lage der Dinge beobachten
und die Gallier abmahnen sollten, die römischen Bundesgenossen ferner
zu bedrängen. Die Gallier gaben nichts auf solche Botschaft, denn sie
wollten Land; ein römischer Gesandter mischte sich in das Gefecht und
erlegte einen vornehmen Gallier; über diese Verletzung des Völkerrechts,
für welche die Römer Genugthuung verweigerten, wurden die Gallier
so erbittert, daß sie von Klusium abließen und stracks gegen Rem zogen.
Die Kriegstribunen führten in aller Eile das unwillige Heer (Patricier
und Plebejer haderten und letztere glaubten, der Krieg sei von Patriciern
entzündet worden, um die Plebs auswärts zu führen) dem Feinde ent-
gegen; es kam aber nur vier Stunden weit, bis an den Bach Allia.
Hier besiegte der gallische König Brennus durch einen wilden Angriff
die Römer vollständig (16. Juli 390). Was nicht niedergehauen oder
in den Fluß gesprengt wurde, flüchtete in das nahe Veji; die Stadt
Rom selbst blieb fast ohne Vertheidiger und diese wenigen zogen sich auf
die feste Burg, das Kapitolium, die wehrlosen Leute aber slüchteten wo-
hin sie konnten oder erwarteten ihr Schicksal von der Hand des Feindes.
Auch die alten Senatoren blieben in der Stadt, um sich dem Tode zu
weihen und die erzürnten Götter mit ihrem Blute zu versöhnen. Sie
wurden von den Galliern geschlachtet, die Stadt selbst ausgeraubt und
verbrannt.
Die Römer auf der Burg hielten aber aus; ein nächtlicher Angriff
der Gallier mißglückte und die Belagerung zog sich in die Länge. Da
unterhandelten die Römer mit den Galliern und zahlten ihnen 1000
Pfund Goldes, daß sie wegziehen sollten, und als die Römer sich über
das schwere Gewicht der Gallier beklagten, warf Brennus sein Schwert
auf die Wagschale und rief: „Schmach den Besiegten!“ Von diesen Be-
gebenheiten kam die dunkle Kunde nach Griechenland, „eine hellenische
Stadt sei von den Barbaren eingenommen worden.“ Die Römer aber
erfanden schöne Sagen, um den erkauften Frieden zu bemänteln, und
ließen die Gallier durch den herbeieilenden Kamillus fast gänzlich auf-
gerieben werden. Der Name der Gallier blieb ihnen lange furchtbar
Bumüller, Gesch. d. Alterth. 16