Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

Krieg mit Lattum. 251 
seiner und der römischen Ehre schuldig zu sein, daß er den Kampf an- 
nehme. Er that es und erlegte seinen Gegner, kam siegesfroh mit seiner 
Schaar zurück und wurde von dem Heere freudig begrüßt, welches den 
Erfolg des ersten Kampfes als ein glückliches Zeichen betrachtete. Allein 
der Konful, sein Vater, brachte die Strenge des Kriegsgesetzes auch ge- 
gen seinen Sohn in Ausführung und ließ ihn enthaupten. Dieses 
schreckliche Beispiel zeigte dem Heere, was jeder einzelne Mann zu er- 
warten habe, wenn er nicht den unbedingtesten Gehorsam leiste; so wurde 
die römische Disciplin gepflanzt und erhalten, welcher die Römer ihre 
unendliche Reihe von Siegen noch mehr als ihrer Tapferkeit verdankten. 
Schlacht am Vesuv. P. Decius Mus. 
Am Fuße des Vefuv (der damals noch nicht Feuer auswarf) ver- 
einigten sich die Römer mit einer Abtheilung Samniter und ihnen ge- 
genüber standen die Latiner mit ihren kampanischen Bundesgenossen. 
Die Schlacht mußte hart werden, denn die Latiner waren wie die Rö- 
mer bewaffnet, hatten die nämliche Fechtweise und waren entschlossen den 
widerfahrenen Schimpf mit Blut abzuwaschen. Roms Schicksal hing an 
dem Erfolge; besiegt mußte es eine latinische Stadt werden und hätte 
wohl die Ehre des Vororts in dem Städtebunde nie mehr erhalten. 
Am Morgen begann die Schlacht und nach heftigem Kampfe wankte der 
Flügel des Decius: da rief dieser dem Priester, daß er ihn dem Tode 
weihe. Das Haupt verhüllt, mit dem Fuße auf einen Pfeil tretend, 
slehte er zu den Göttern der Unterwelt, daß sie ihn als Opfer für sein 
Heer annehmen und von diesem Schrecken und Entsetzen ab und auf den 
Feind wenden möchten. Dann stieg er zu Pferde und sprengte in die 
Reihen der Latiner, die ihn erschlagen mußten. Dieses Todtenopfer ver- 
lieh den Römern neuen Muth, die erschöpften Latiner verzweifelten an 
dem Siege und Überließen ihn den Römern, als Manlius die dritte 
Schlachtreihe (die Triarier, Reserve) in das Gefecht brachte. Sie baten 
um Frieden und erhielten denselben. 
Schlacht bei Minturnä (Trifanum 338). Auflösung des latinischen 
Bundes. 
Nachdem kaum zwei Jahre verflossen waren, begannen sie zwar den 
Krieg mit erneuerter Wuth, doch die Schlacht bei Minturnä (338) fiel 
abermals zu ihren Ungunsten aus. Die Römer hatten die Kraft der 
Latiner gebrochen; mehrere der ehemals blühenden Städte waren Schutt- 
haufen, alle aber hatten das Mark ihrer Bevölkerung verloren, und der 
Friede, welchen ihnen die Römer gaben, war für Latium der Gnaden- 
stoß. Der latinische Bund hörte auf und das latinische Gemeinland fiel
	        
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