Krieg mit Tarent und dem Könige Pyrrhus. 257
des Epiroten, des besten Feldherrn aus Alexanders des Gr. Schule;
sie stürmten siebenmal gegen die Phalanx, allein sie erlitten eine blutige
Niederlage, welche sie den Elephanten zuschrieben, durch deren Anblick
ihre Pferde scheu gemacht wurden. Sie verloren 15,000 Mann, die
Griechen 4000. Pyrrhus bekam übrigens eine solche Achtung vor ihrer
Tapferkeit, daß er ausrief: „ich wollte die Welt erobern, wenn ich solche
Soldaten hätte, und die Römer wären Herren der Welt, wenn ich ihr
Feldherr wäre!“ Der Krieg mit ihnen versprach ihm wenig Gewinn,
und er sandte deßwegen seinen vertrauten Diener, den Kineas, nach
Rom, der dort den Frieden unterhandeln sollte. Der gewandte Grieche
wußte auch dem Senate die Gefahren des Krieges, die Vortheile des
Friedens und eines Bündnisses mit Pyrrhus so überredend darzustellen,
der Ruhm der makedonischen Waffen und der Eindruck der Schlacht am
Siris wirkte so stark, daß der Senat geneigt war auf seine Anträge
einzugehen. Da erhob sich der blinde Senator Appius Klaudius und
sprach: „bisher habe ich bedauert, daß ich blind bin, nun wünsche ich
auch taub zu sein, damit ich im Senate nicht solche Worte vernehmen
müßte; zum erstenmal soll Rom mit einem Feinde, von dem es ange-
griffen und besiegt ist, Frieden schließen und die Früchte ehrenvoller
Kriege in den Kauf geben!“ Diese Rede weckte den stolzen Römergeist
und Kineas erhielt zur Antwort: „die Römer schließen keinen Frieden
mit dem Könige Pyrrhus, so lange er noch auf dem Boden Jtaliens
steht!“
Der König drang zwar bis Präneste in Latium vor, jedoch ohne
die bedeutenden Orte nehmen zu können, und als das römische Heer,
welches gegen die abgefallenen Tusker gefochten hatte, heimkehrte, wich
er bis Tarent zurück. Im zweiten Feldzuge hatte es Pyrrhus auf die
apulischen Städte der Römer abgesehen; er schlug auch die Konsuln
P. Sulpicius und P. Decius bei Askulum (279), büßte aber selbst so
viele Leute ein, daß er ausrief: „noch einen solchen Sieg, und ich bringe
die Botschaft allein nach Epirus zurück.“
C. Fabrieius.
Im folgenden Jahre führte C. Fabricius den Krieg gegen den
König ohne Waffenentscheidung, dagegen besiegte er das Herz desselben
durch Edelmuth. Der königliche Leibarzt hatte ihm nämlich geschrieben,
um wie viel Gold er seinen Herrn vergiften wolle, Fabricius aber
schickte den Brief des Verräthers an den König zurück. Da rief dieser
aus: „eher geht die Sonne von ihrer Bahn ab, als Fabricius von der
Gerechtigkeit.“ Aber auch jetzt wurden des Epiroten Friedensanträge
verworfen und ein Versuch, den Fabricius zu bestechen, mißlang
gänzlich.
Bumüller, Gesch. d. Alterth. 17