Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

Indien. 15 
derstand gebrochen, weil die untergeordneten Kasten aus religiöser Ver- 
pflichtung die Hand nicht an Schwert und Speer legen durften. Indem 
die Halbinsel des Ganges durch die himmelhohen Berge des Himalaya 
gegen die Einfälle der wilden Hirtenvölker des mittelasiatischen Hoch- 
landes geschützt war, die vielgetheilten Stämme Hinterindiens aber keine 
Macht vereinigten, welche zu einem erfolgreichen Angriffe stark genug 
gewesen wäre; da ferner im Osten des alten Asiens keine seefahrende 
Nation sich entwickelt hatte, welche die Küsten angriff, und von da aus 
in das Innere drang, wie dies in den spätern Jahrhunderten geschah, 
so kamen alle Stürme gegen das Braminenland vom Westen her über 
das Gebirge des Hindukusch. Dort im Lande der Fünf Ströme saßen 
aber als Vorwache kriegerische Stämme indischer Abkunft, ohne brami- 
nische Verfassung, welche lange Zeit den ersten Stoß fremder Eroberer 
brachen. Die Perserherrschaft drang unter Darius Hystaspis nicht über 
die Schwelle des Landes, und erst der große Makedonier trug seine 
Waffen bis an den letzten der Fünf Ströme und gründete dort eine 
Statthalterschaft, aus welcher später ein indisch-griechisches Fürstenthum 
erwuchs, das durch religiöse und politische Einrichtungen an seinen grie- 
chischen Ursprung erinnerte, und längere Zeit die Einwirkung griechischen 
Elementes durch die Nachbarschaft des Seleukidenreiches genoß. 
Wären die Griechen Aleranders aber selbst in das Braminenland 
eingedrungen, so hätten sie in Brama ihren Zeus, in dem Indra ihren 
Apollo gefunden, — sie hätten in den Pagoden der Braminen gebetet 
und geopfert, gerade wie sie es in den Tempeln am Nil thaten; bier 
sahen sie gleich Wunderbares in Tempelbau, Priesterschaft, Götterdienst 
und Kasteneinrichtung, wie sie es dort am Ganges gefunden hätten, wenn 
Alerander bis in das Innere des Landes gekommen wäre. 
Mohammedaner. 
Den Braminen und ihren Heiligthümern kam erst mit dem faß 
tausend Jahre spätern Islam Gefahr und theilweise Verderben; die 
Gläubigen des Mohammed, denen Götter, Tempel, Bilder und Prie- 
ster ein Gräuel sind, dessen Austilgung mit dem Paradiese belohnt wird, 
überzogen das Braminenland Jahrhunderte lang, verheerten Städte 
und Tempel und mordeten Braminen und gemeines Volk. Mohamme- 
danische Reiche bildeten sich in wechselnder Ausdehnung vom Indus bis 
an vden Ganges, die von afghanischen oder türkischen Kriegsfürsten ge- 
gründet wurden, bis Timurs Nachkommen den größten Theil der Halb- 
insel als Großmogule beherrschten, fast zu derselben Zeit, wo die Eu- 
ropaͤer auf dem neuentdeckten Seewege um das Vorgebirge der guten 
Hoffnung an der indischen Küste landeten (1498).
	        
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