Karthago. 261
nach dem ersien punischen Kriege von solcher Wichtigkeit, daß von ihrer
Behauptung das Schicksal Karthagos abhing. Früher vermied es Kar-
thago wie Tyrus große Kontinentalländer anzugreifen, es begnügte sich
mit Stapelplätzen und richtete sein Augenmerk auf die Inseln, welche
leichter zu erobern und zu behaupten sind und nicht so leicht in Krieg
mit mächtigen Nationen verwickeln, während sie doch als Stationen für
Kriegsschssfe vortrefflich dienen und zugleich den Kauffahrern als Zu-
fluchts= und Erfrischungsorte unentbehrlich bleiben. Das östliche Becken
des mittelländischen Meeres überließen sie den Griechen, ohne ihr phöni-
kisches Stammland in dem Kampfe gegen dieselben zu unterstützen; da-
gegen betrachteten sie das größere westliche Becken als ihr Eigenthum
und bewiesen sich da als unversöhnliche Gegner der Griechen, welche auch
dahin vorgedrungen waren. Karthago eroberte die Balearen und Vi-
thvusen (spanisches Inselkönigreich Mallorka), Sardinien und von Kor-
sika die Hafenplätze, und setzte sich auf Melita und Gaulos (Malta und
Gozzo) fest.
Die unaufhörlichen Kämpfe der griechischen Städte auf Sililien,
meistens gegen das übermüthige Sprakus, gaben den Karthagern Ge-
legenheit ihr Netz nach dieser Insel auszuwerfen und sie bewiesen dabei
ebenso viel Klugheit als Beharrlichkeit. Vielmal wurden sie von den
Griechen hart geschlagen, ihre Flotten und Heere zu Grunde gerichtet,
sie kamen aber immer wieder und machten auf der Insel allmählig
Fortschrittez ihre Hauptwaffenplätze waren Lilpbäum, heute Marsala, mit
einem trefflichen Seehafen, und Agrigent, die zweite Stadt Siciliens,
welche sie nach langer Belagerung erobert hatten. Die Karthager fürch-
teten offenbar, die sicilischen Griechen könnten einmal in Verbindung
mit den andern Griechen Karthago angreifen, wie sie mit den Joniern
das Perserreich zuerst befehdet und zuletzt zu Grunde gerichtet hatten.
Das Unternehmen Athens nach Sicilien in der offen ausgesprochenen
Absicht von dort aus gegen Karthago zu operieren, mußte diese Stadt
nur darin bestärken, ihrem Nationalfeind zuvorzukommen und Sicilien
zu erobern, damit nicht einstens Karthago von Sicilien aus erobert
werde. Alexander der Gr. steigerte sie nicht wenig in ihrem Mißtrauen
gegen Griechenland; sie schickten ihm Gesandtschaften und empfahlen sich
seinem Wohlwollen, waren aber sehr erfreut, als die Kunde von seinem
Tode kam. In ihrer Besorgniß vor den Griechen hatten sie wiederholt
Verträge und Bündnisse mit Rom gemacht, weil sie in den Römern so
gut als in den Tuskern und den einheimischen Völkern Italiens natür-
liche Bundesgenossen gegen die sicilischen und italischen Griechen sahen,
welche die schönsten Küstenplätze bis Neapolis eingenommen hatten.
Gegen Pyprrhus kämpften Römer und Karthager, wenn auch nicht ge-
meinschaftlich, und während die Römer nach seinem Abzuge sich Unter-