262 Die Roͤmer.
italien bis zu seinen äußersten Vorgebirgen unterwarfen, bemeisterten
sich die Karthager des größten Theiles von Sicilien und hatten alle
Aussicht, bei der nächsten Gelegenheit in den Besitz der ganzen Insel zu
kommen. Aber nun waren die Römer bis an die sicilische Meerenge
vorgedrungen; aus einer mittelitalischen Macht war Rom die Herrin
Unteritaliens geworden, seine Krieger hatten in den unteritaltschen
Städten Schätze und Genüsse des durch Bildung verfeinerten Lebens
kennen gelernt, welche die Frucht eines blühenden Seehandels waren,
die Römer wollten für sich jetzt freie Benutzung der Meere und durften
zunächst nicht zugeben, daß die große Insel Sicilien karthagisch werde.
Denn der schmale Meeresarm, welcher es vom Festlande trennt, macht
Sicilien für eine Seemacht nur um so werthvoller, indem er wie ein
Festungsgraben jeden Angriff erschwert, während die Seemacht Unter-
italien Überall angreifen und Truppen ans Land setzen kann; auch ist
bis heute Unteritalien noch von keinem Eroberer behauptet worden, der
nicht zugleich im Besitze Siciliens war. Als daher die Karthager
bis Messene vorrückten und Römer und Karthager einander über die
Meerenge anschauten, war die Feindseligkeit der beiden Staaten ent-
schieden.
Karthagos Verfassung.
Als die beiden größten Republiken des Alterthums zusammenstießen,
stand an der Spitze der afrikanischen ein Rath von 28 Mitgliedern, der
von zwei Jahreskönigen (Suffeten.) präsidiert wurde; die höchste Gewalt
aber übte ein Kollegium von 104 sogenannten Richtern, das sich selbst
ergänzte. Die Bürgerschaft scheint nur in Zeiten der Noth ihre Stimme
zeltend gemacht, in der Regel aber die Leitung des Staats der Oli-
garchie von Kaufleuten, Fabrikanten, die ihr Geschäft mit Sklavenarbeit
betrieben, wie auch die großen Grund= und Bergwerksbesitzer thaten,
überlassen zu haben.
Der erste punische Arieg (264—241 v. Chr.).
MRessene. Stärke Roms und Karthagos.
Veranlassung zum Kriege war: Söldner (Reisläufer) aus Unter-
italien, Lukaner, Samniter u. dergl., die sich Mamertiner (Marssöhne)
nannten, bemächtigten sich der Stadt Messene, ermordeten die Bürger
und behielten die Stadt für sich, wie die kampanische Legion zu Rhe-
gium gethan hatte. Von Messene aus raubten und plünderten die
Mamertiner auf Sicilien, bis Hiero von Syrakus, erst Feldherr und
dann mit dem Willen der Stadt ihr König, sie angriff und in Messene
einschloh, das er mit Macht belagerte, um das Naubgesindel auszurotten.