268 Die Römer.
Italien zu Hilfe, welche aus den mehr und mehr vorrückenden Kolouieen
richtig schloßen, daß Rom die fruchtbarsten Ebenen der Halbinsel begehre.
Rom erschrack und gedachte der Zeiten des Brennus. Alles wurde auf-
geboten (225), selbst die Priester nicht ausgenommen, und von 770,000
wassenfähsgen Bürgern rückten 300,000 in das Feld. Die Gallier waren
bis Klusium vorgedrungen, als sie beutebeladen wieder umkehrten. Die
Römer eilten ihnen nach, schlugen sie in einer furchtbaren Schlacht bei
Telamon, am Ausfluß des Umbro, drangen in den folgenden Jahren
bis über den Po vor und eroberten Mediolanum (Mailand), den gal-
lischen Hauptort; in allen Schlachten besiegt mußten sich die Gallier 222
unterwerfen. Nun führten die Römer zwei Kolonieen in die Poebene,
Placentia und Kremonaz wo die gallischen Leibeigenen in elenden Erd-
und Strohhütten gehaust batten, erhoben sich blühende Städte. Von
Spoletium bis Ariminum wurde eine Militärstraße geführt und später
bis Placentia verlängert (via Flaminia und Aemilia); schon vor
Pyrrhus hatten die Römer die via Appia nach Kapua gebaut, welche
fortwährend verlängert über Benevent, Venusia, Tarent zuletzt Brun-
dusium erreichte. Nach Beendigung des gallischen Krieges wurde die
Halbinsel Istrien unterworfen; ganz Italien (die ligurischen Berge aus-
genommen) war römisch, und jetzt erst sollte Rom seinen furchtbarsten
Feind in Italien selbst sehen — den Hannibal.
Dreizehntes Kapitel.
Der zweite punische Krieg (218—201 v. Chr.).
Lannidals Entwürse.
Hannibal hatte als Knabe von neun Jahren seinem Vater vor
dem Altare geschworen, bis zum Tode der Römer Feind zu sein, und
diesen Schwur hat er getreu gehalten. Im Feldlager erzogen bildete
er sich unter den großen Heerführern Hamilkar und Hasdrubal zum
Krieger und ungefähr in demselben Alter, in welchem Napoleon Bona-
parte 1796 den Oberbefehl über die italienische Armee erhielt, wurde
Hannibal von dem spanischen Heere zum Oberfeldherrn ausgerufen.
Die Soldaten hielten sich unter ihm für unüberwindlich und keine Unter-
nehmung für unmöglich. Seine Unerschrockenheit und seinen kalten
Muth hatten sie in mancher Schlacht gesehen, und wo Tapferkeit und
Kriegskunst nie ausgereicht hätten, da half seine unerschöpfliche Kriegslist;
so waren ihm die tapfersten Gebirgspölker Spaniens unterlegen. Er
war unermühdlich, theilte mit seinen Soldaten jede Beschwerde und schlief