284 Die Römer.
in seinem Kriege mit Rom so schnell unterlag; das Bewußtsein seiner
Schuld erfüllte ihn mit Argwohn, und während er gegen die Römer
rüstete, glaubte er sich überall von Verräthern und römischen Spionen
umringt. Dieser Argwohn wurde vielen verderblich, auch seinem fün-
geren Sohne Demetrius, der als Geißel in Rom gewesen war und den
Römerhaß des Vaters nicht theilte. Philipps älterer Sohn Perseus, ein
lasterhafter und unfähiger Prinz, hatte den Zorn seines Vaters tückisch
geschürt, weil er fürchtete, der fähigere und Makedoniern wie Römern
werthere Demetrius könnte ihm bei der Thronfolge vorgezogen werden.
Philipp wurde nach jenem Morde schrecklich von Gewissensbissen gefol-
tert, der Schatten des ermordeten Sohnes ließ ihm keine Ruhe mehr
und er starb in Verzweislung (179).
Perseus setzte die Rüstungen fort und warb überall um Bundes-
genossen; er aber war ein geiziger Mensch und ließ die Schäge seines
Vaters brach liegen, mit denen er ganz Griechenland, das die Römer
ernstlich haßte, aufregen und ganze Heere der streitbaren gallischen und
germanischen Völkerschaften jenseits der Donau den Römern hätte auf
den Hals schicken können. Auf seinen Ruf kamen 10,000 bastarnische
Reiter, er zahlte ihnen aber den Sold nicht und die wilden Krieger
zogen verwüstend durch Makedonien in ihre Heimath zurück. Der Il-
lyrierfürst Gentius versprach seine Theilnahme an dem Kriege gegen
Rom, wenn Perseus ihm 500 Talente gebe; dieser sagte zu, als Gen-
tius aber den Frieden mit Rom gebrochen hatte, so gab Perseus nicht
ein Talent, weil der Illprier nun doch gegen die Römer fechten müsse;
dieser hätte aber die 500 Talente recht wohl zur Kriegsrüstung brauchen
können.
Die drei ersten Feldzüge blieben unentschieden und die Römer er-
bitterten die Griechen durch Brandschatzungen und Lieferungen, welche
sie ihnen auflegten. Im Jahre 168 endlich übernahm Aemilius Paullus
(Sohn des bei Kannä gefallenen Konsul) die Führung des Krieges. Er
umging die starke Stellung des Perseus und nöthigte ihn bei Pydna
(den 22. Juni) zur Schlacht. Es war der letzte Tag der makedoni-
schen Phalanr; in dichtgeschlossenen Glicdern, die langen Sarissen ge-
senkt, drang sie auf die Römer ein; aber auf dem hügeligen Boden
trennten sich die Glieder, die Legionen brachen in die Lücken und ihr
Schwert vertilgte die Nachkommen der Sieger von Chäronea und Ar-
bela. Der König floh auf die heilige Insel Samothrake, wurde aber
von den Kretern in seinem Solde verrathen und von Aem. Paullus im
Triumphe nach Rom gebracht.
Dieser Triumph überbot an Herrlichkeit den des Scipio Africanus
majsor noch um vieles. Vor dem Wagen des Triumphators gingen
Perseus, dessen Gemahlin und Kinder in Ketten. Auf 1200 Wagen