Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

18 Die ältesten Völker bls zur Gründung der Persermonarchle. 
sind die Ursachen gewesen, daß so viele Volksstämme tief unter die Kultur 
ihrer Vorväter herabsanken und selbst verwilderten. 
China. 
Ein anderes Volk im fernsten Osten Asiens, an Menschenmenge dem 
indischen wenigstens gleichkommend, wie dieses im Besitze uralter Erfin- 
dungen, noch stolzer gegen die Fremden und viel unzugänglicher, ist in 
unsern Tagen durch die Kanonen der Engländer aufgedonnert worden 
aus dem Traume seiner Ueberlegenheit über alle Völker der Welt; auch 
die Chinesen haben es endlich erfahren müssen, daß die alte Zeit für 
Asien abgelaufen ist und der neuen weichen muß, und daß Asien von 
Europa aus verjüngt wird, dem es einst in der grauen Vorzeit seine 
ersten Bewohner und mit denselben die älteste Kultur gegeben hat. 
Oerkunst und älteste Verfassung des chinesischen Volkes. 
Die alten Sagen der Chinesen verlieren sich, wie bei allen heidni- 
schen Völkern, in Mythen, ihre Stammväter in Söhne und Lieblinge der 
Götter, von denen sie mit Wohlthaten, mit nützlichen Thieren, Pflanzen, 
mit Kenntnissen und Künsten begnadigt werden. Ihre erste Heimath 
hatten die Chinesen am westlichen Hochgebirge des Kuenlun, an den 
Quellen der mächtigen Ströme Hoangho und Nangtsekiang, deren Lauf 
die Auswanderer, hundert Familien stark, wie die Sage berichtet, folgten 
und in das Tiefland bis an das Meer vordrangen. Sie verjagten die 
wilden Stämme in die Gebirge und breiteten sich in dem großen Ge- 
biete der beiden Ströme aus. 
Die Verfassung des Volkes erwuchs aus der patriarchalischen. Der 
Vater ist der Herr und Priester der Familie, dem Weib und Kind un- 
beschränkte Unterwerfung und Ehrfurcht schuldig sind, weil ihnen der 
Himmel durch ihn ihre Eristenz, ihre Würde gegenüber den andern Fa- 
milien, Nahrung und Erbe gegeben hat und sie fortwährend durch ihn 
beglückt. Was der Vater für die Familie, das sollte für den Stamm 
das Stammeshaupt und für die ganze Nation der Kaiser sein. Dieser 
wurde deßwegen der Himmelssohn genannt (und dieser Sprachgebrauch 
dauert noch jetzt), das Reich selbst das himmlische; es sollte in seiner Ord- 
nung ein Abbild der himmlischen Ordnung sein, welche sich in dem Laufe 
der Gestirne und in ihrem befruchtenden Einfluß auf die Erde offenbart. 
Erdbeben, Wasserfluthen, Mißwachs, Seuchen u. s. w. beweisen, daß die 
Ordnung des Himmels gestört ist; diese Störung hat aber ihre Ursache 
darin, daß die Ordnung im Reiche gelitten hat und der Kaiser von ihr 
abgewichen ist, was nun sein Volk und er mit ihm büßen muß, bis die 
wohlthätige Ordnung des Himmels durch die Ordnung auf der chine-
	        
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