Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

300 Die Römer. 
Während dessen hatten die Cimbern Helvetien und Rhätien um- 
gangen und drangen aus Tprol in das oberitalische Etschthal vor. Das 
Heer unter O. Katulus, welches dort stand, lief schon bei dem Anublicke 
der Feinde davon. So mußte Marius, jetzt zum fünftenmal Konsul, 
abermals belfen; den 30. Juli 101 erfocht er in einer sehr gefährlichen 
Schlacht einen großen Sieg in der raudischen Ebene bei Vercellä und 
rieb auch die Cimbern auf. Er wurde als der zweite Romulus ge- 
priesen und feierte einen glänzenden Triumph, bei welchem die Römer 
besonders die furchtbare Größe des gefangenen Teutonenherzogs Teu- 
toboch bewunderten, von dem sie erzählten, er habe über sechs neben 
einander gestellte Pferde wegspringen können. Die Römer hatten zum 
erstenmal erfahren, welche Völker jenseits der Alpen wohnten, und daß 
mit Karthago noch nicht jeder furchtbare Feind vernichtet sei. 
Marius und Saturnin (102—100 v. Thr.). 
Vorspiele der Gräuel. 
Marius, zum sechstenmal Konsul, benutzte seine Stellung, um seiner 
Gegenpartei Drangsale zu bereiten. Als Werkzeug diente ihm ein ge- 
wisser Saturninus, der seine Quästur schlecht verwaltet und dafür vom 
Senate Strafe empfangen hatte; deshalb wurde er Senatsfeind und 
Volksfreund, bewarb sich (100) um das Tribunat, fiel aber durch. 
Kurz besonnen ließ er einen Tribunen ermorden und sich in einer un- 
ordentlichen Abstimmung an dessen Stelle wählen, der Konsul Marius 
aber erkannte die Wahl an. Hierauf machte Saturnin Anträge über 
Anträge, den einen günstiger für das Volk als den anderen, und als 
er durch den Senat und die anderen Tribunen in seinen Unterneh- 
mungen gestört wurde, verschaffte er sich einen Anhang, der den Aus- 
schlag zu geben im Stande war und den Willen dazu hatte. Saturnin 
beantragte: den Soldaten aus dem Heere des Marius soll in Ober- 
italien, Gallien und Afrika Land zugewiesen werden und zwar jedem 
einzelnen 100 Jucharte; die italienischen Bundesgenossen, welche in den 
Legionen gedient, sollen bei der Vertheilung der Aecker wie die Römer 
behandelt werden und das Bürgerrecht erhalten. Als die Volksver- 
sammlung zur Abstimmung einberufen ward, erschienen auch die Solda- 
tenz wer gegen den Saturnin sprach, wurde gepackt und abgeführt; als 
einige auf den Aberglauben des Volkes spekulierten und riefen: „Es 
donnert!“ (dies prodigium hätte früher der Abstimmung ein Ende ge- 
macht) hieß sie Saturnin schweigen, sonst werde es auch hageln. So 
ging das Gesetz durch und fünf Tage darauf nahm es auch der Senat 
an, theils aus Furcht, weil die Partei des Saturnin ein Gegenstück zu 
dem Morde der Gracchen aufzuführen bereit war, tbeils der List des
	        
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