Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

302 Die Römer. 
kulum in Picenum ein römischer Prätor umgebracht und die Picentiner, 
Vestiner, Marser, Peligner, Marruciner, Samniter und Lukaner, die 
streitbarsten Männer Italiens, welche den Legionen die besten Soldaten 
geliefert hatten, griffen zu den Waffen. Laut verkündeten sie ihre Ab- 
sicht Rom zu zerstören und aus Italien eine Bundesrepublik zu machen. 
Korfinium wurde zur Hauptstadt erklärt und Italia genannt; 500 Ab- 
geordnete aus den Volksstämmen bildeten den Senat und dieser wählte 
aus seiner Mitte zwei Konsuln und zwölf Prätoren; die ersten Konsuln 
waren der Marse Pompädius Silo und der Samniter Aponius Mo- 
tulus. Von allen Italern blieben nur die Umbrer, Tusker und Latiner 
den Römern treu. Der Senat beschloß nicht nachzugeben; allein der 
Anfang des Krieges war sehr unglücklich; der eine Konsul Rutilius 
ward geschlagen und nur Marius verhinderte, daß die Niederlage nicht 
verderblich wurde; der andere, L. Cäsar, focht ebenfalls ohne Glück, 
das Heer des Cäpio ward mit ihm niedergehauen, und zuletzt wurde 
auch Pompejus Strabo, der außer dem Marius allein einige Vortheile 
errungen, vollständig geschlagen. Nun verlieh der Senat den treugeblie- 
benen Bundesgenossen das Bürgerrecht und band sie dadurch an Rom; 
der Krieg dauerte darauf mit großem Blutvergießen fort (er kostete Italien 
300,000 Waffenfähige), entschied sich jedoch mehr und mehr zu Gunsten 
der Römer, die in Sulla einen neuen tüchtigen Feldherrn erhalten hatten. 
Aber der Bundesgenossenkrieg wurde durch einen andern verschlungen; 
der König Mithridates von Pontus griff nämlich die Römer in Asien und 
Griechenland an und stürzte dadurch die römischen Parteien in einen 
Bürgerkrieg. 
Erster Krieg gegen den Mithridates (88—83 v. Chr.). 
Seitdem Griechenland römische Provinz war und Attalus Klein- 
asien an die Römer vermacht hatte, schalteten in den östlichen Provinzen 
römische Statthalter; denselben waren Soldaten, ein Schwarm von Kauf- 
leuten und Abenteurern gefolgt, alle wollten so schnell als möglich reich 
werden, um dann in Rom vornehm und lustig zu leben. Die Städte 
wurden deßwegen von schlechten Statthaltern gebrandschatzt; aus den 
Tempeln nahmen diese Gold und Silber sowie Kunstwerke der großen 
Meister weg. Auch unter guten Statthaltern litten die Provinzen durch 
die Steucrerhebung; die römische Republik erhob nämlich die direkten 
und indirekten Steuern einer Provinz nicht durch eigene Beamte, son- 
dern verpachtete dieselben an den Meistbietenden, welcher in der Regel 
eine Gesellschaft römischer Ritter war. Diese stellten entweder eigene 
Leute zur Erhebung der Steuern an, oder überließen die einzelnen Be- 
zirke an Unterpächter (Zöllner), die von Anfang an als die Blutegel 
der Provinzen galten. Bedenkt man ferner den römischen Stolz, den der
	        
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