Erster Krieg gegen den Mithridates. Anfang der Bürgerkriege. 303
gemeine Soldat oft genug durch Gewaltthaten äußerte, so ist es erklär-
lich, wie der römische Name in Griechenland und Asien allgemein ver-
baßt war. Nun herrschte damals in Pontus ein König von ungewöhn-
licher Geisteskraft, Mithridates VI., ein griechisch gebildeter, gewissenloser
und grausamer Despot, der wohl einsah, daß die Reihe der entthronten
Monarchen auch ihn einmal treffen werde. Solchem wollte er zuvor-
kommen und die Erbitterung der Asiaten und Griechen gegen die Rö-
mer benützen. Zuerst fiel er über ihre Bundesgenossen, Bithynier und
Kappadokier, her und dann wurden auf seinen Befehl 80,000 Römer
an einem einzigen Tage in den sogenannten freien Städten umgebracht.
Nicht Alter und nicht Geschlecht wurde verschont, so entsetzlich war in
Asien der Römerhaß in wenigen Jahrzehnten geworden. Darauf schickte
der König seinen Feldherrn Archelaus nach Griechenland; die schwachen
römischen Streitkräfte wurden leicht vertrieben und die Asiaten, besonders
in Athen, als Befreier aufgenommen.
Anfang der Bürgerkriege durch Marius und Julla (88 v. Chr.).
So weit hätte der König nie vorrücken können, wenn die Römer
nicht durch den Bundesgenossenkrieg und gleichzeitig durch die Fehde
zwischen Marius und Sulla beschäftigt gewesen wären. Sulla war im
Jahre 88 Konsul geworden und das Volk hatte ihm den Krieg gegen
den Mithridates übertragen. Aber Marius konnte dem Sulla die Macht
und Ehre des Oberbefehls in Asien nicht gönnen und verband sich mit
dem Tribunen Sulpicius, einem schlechten Manne wie Saturnin. Sie
gewannen die neuen Bürger, aus welchen die lex Julia acht neue Tri-
bus geschaffen hatte, so daß sie acht Stimmen hatten und gegen die
alten Tribus in großer Minderheit waren, dadurch, daß sie denselben
versprachen, sie in die alten Tribus einzutheilen, in welchen sie durch
ihre Zahl meistens den Ausschlag geben konnten. Diese zogen nun
massenhaft in die Stadt und verbanden sich dort mit dem Anhange des
Marius, so daß dieser den großen Haufen auf seine Seite bekam. Die
beiden Konsuln, Sulla und Pompejus, wollten das Treiben in Rom
verhindern, allein der bewaffnete Anhang des Sulpicius verjagte sie und
Marius ließ sich durch die Tribus den Oberbefehl gegen den Mithri-
dates übertragen.
Sulla führt das Heer nach Rom.
Aber das Heer hielt zu Sulla und steinigte die Boten des Marius;
dafür plünderten dessen Anhänger in Rom die Häuser der Sullaner.
Nun führte Sulla das Heer gegen die Stadt, zuerst unter allen Feld-
berren, seit die Republik stand. Am esquilinischen und kollinischen Thore
stürmte er; als das gemeine Volk Miene machte, die Straßen zu ver-