Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

310 Die Römer. 
Pompeijus endigt den Krieg gegen den Mithridates (66—63). 
Die Meuterei und den Rückzug des römischen Heeres benutzte Mi- 
thridates; er raffte sich auf, schlug die Unterfeldherren des Lukullus und 
stand wieder so gefährlich als je da. Jetzt ernannte das römische Volk, 
abermals auf den Antrag eines Tribunen, den Pompejus zum Ober- 
feldherrn mit unumschränkter Vollmacht. Es war diesem, der ein viel- 
mal stärkeres Heer als Lukullus herbeiführte, ein leichtes, den greisen 
König zu besiegen und den Tigranes zum Frieden zu nöthigen. Dieser 
mußte sein sprisches Reich an die Römer herausgeben und behielt bloß 
Armenien. Mithridates gedachte durch den Kaukasus zu den nördlichen 
Völkern Europas zu ziehen und diese über die Alpen nach Italien zu 
fübren. Aber sein eigener Sohn Pharnakes empörte sich gegen ihn und 
schloß seinen Vater in eine Burg ein, um ihn den Römern auszuliefern. 
Der alte Held wollte die Schmach nicht erleben, im Triumphe durch die 
Straßen Roms geführt zu werden; er nahm Gift, und als dieses nicht 
wirkte, mußte ihn ein gallischer Krieger durch einen Schwertstoß tödten 
(63); nach dem Geständniß der Römer war Mithridates ein zweiter 
Hannibal. 
Pompejus verfolgte seinen Siegeslauf und kam auch vor Jerusalem, 
wo sich Aristobul und Hyrkan um den Thron der Makkaber stritten; 
er besetzte Jerusalem, brach die Mauern und erstürmte nach dreimonat- 
licher Belagerung den Tempel an einem Sabathe; den Aristobul führte 
er gefangen mit sich (63). Langsam kehrte er, der Asien vom Kaukasus 
bis zum todten Meer und vom Hellespont bis an die Euphratquellen 
durchzogen hatte, nach Italien zurück, viele Millionen unter seine Sol- 
daten vertheilend. In Rom fürchtete man allgemein, er werde die Macht 
des Sulla an sich reißen, er aber entließ seine Truppen in Brundu- 
sium und kehrte mit wenigen Begleitern in die Stadt zurück. Erst zum 
Triumphe fanden sich seine Soldaten wieder zusammen, und das war 
ein Triumph, wie ihn Rom auch unter Paullus Aemilius nicht gesehen 
hatte. Pompejus triumphierte am 12. und 13. Nov. 61 über die See- 
räuber, über Kleinasien, Pontus, Paphlagonien, Armenien, Kappadokien, 
Kilikien, Sprien, über die Juden, Skythen, die kaukasischen Albaner und 
Iberer und die (deutschen 7) Bastarner, über die Könige Mithridates und 
Tigranes und die Insel Kreta. In einer Inschrift, welche er in dem 
Tempel der Minerva aufstellte, rühmte er sich: er habe 120 Millionen 
Menschen besiegt, fünfzehn Königreiche erobert, 1338 Städte in seine 
Gewalt gebracht, 844 Kriegsschiffe genommen, die bisherigen Gränzen 
der römischen Herrschaft zum Mittelpunkt derselben gemacht. Dieser 
Mann war nun der Abgott des Volkes.
	        
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