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benen, Gesetzeskraft haben sollten, und der Senat getraute sich niche, dies
zu verweigern, weil sonst Volk und Heer geglaubt hätten, er entziehe
ihnen die von Cäsar zugedachten Wohlthaten. Antonius befand sich im
Besitze von Cäsars Kanzlei und dekretierte nun in dessen Namen den
Siciliern das Bürgerrecht, den Veteranen und armen Bürgern Län-
dereien in Italien, seinen Freunden Provinzen und militärische Würden.
Zum Glücke für den Senat, wie dieser glaubte, trat nun Cäsars Schwe-
sterenkel, Oktavianus, Cäsars testamentarischer Erbe, geb. 63 v. Chr.,
unter dem Konsulate des Cicero, gegen Antonius auf und verlangte von
diesem die Hinterlassenschaft seines Großoheims und Adoptivvaters. Der
Senat unterstützte ihn durch Dekrete, Oktavian brachte ein Heer zusam-
men und zog mit den beiden Konsuln Hirtius und Pansa gegen den
Antonius, welcher zu offener Gewalt gegen die Befehle des Senates ge-
schritten war. In der Schlacht von Mutina (Modena) wurde Antonius
geschlagen (43)), aber beide Konsuln blieben und Oktavian stand nun
an der Spitze des republikanischen Heeres.
Ihm war es klar, daß die Partei der Senatoren dem Erben und
Adoptivsohne Cäsars nie günstig sein konnte und ihn nur gegen den
Antonius gebrauchte; dies zeigte sich auch alsbald nach der mutinen-
sischen Schlacht durch die Dekrete, welche ihm den Heerbefehl entzogen
und dem Decimus Brutus übertrugen. Denn Antonius schien dem Se-
nate nicht mehr gefährlich, und zudem hatten Brutus und Kassiüs, die
nach Asien und Griechenland in ihre Provinzen gegangen waren, 17
Legionen zusammengebracht, mit denen der Senat seinen Anordnungen
Nachdruck zu geben gesonnen war. Da verband sich Oktavian mit An-
tonius und dem elenden M. Lepidus, der ein Heer aus Gallien herbei-
geführt hatte. Diese drei (zweites Triumvirat) gelobten nun, Cäsars
Ermordung zu rächen und den Staat neu zu ordnen, sobald sie ihrer
ersten Pflicht Genüge gethan hätten (Okt. 43). Die Mittel zu dem
Kampfe mit den Republikanern verschafften Proskriptionen, Sullas Er-
findung. Auf der Todtenliste standen 300 Senatoren und 2000 Ritter,
die reichsten Männer Italiens. Lepidus opferte seinen eigenen Bruder,
Antonius seinen Oheim, Oktavianus den alten Cicero, welchen er Vater
genannt hatte. Dieser war auf seinem formianischen Landgute und wollte
nach Griechenland zu seinem Freunde Brutus. Eben ließ er sich von
seinen Sklaven in einer Säufte zum Meere tragen, als die Reiter
heransprengten, welche Antonins abgeschickt hatte. Die Sklaven setzten
die Sänfte nieder und entslohen, Cicero aber beugte seinen Nacken über
die Säufte dem Todesstreiche hin. Jubelnd empfing Antonius das ver-
haßte Haupt, und sein Weib Fulvia durchstach dessen Zunge mit Nadeln;
darauf wurden Haupt und rechte Hand des großen Redners auf die
Rednerbähne genagelt (7. Dezember 43).