332 Das Reich der Cäsaren.
Rom eine Bevölkerung von 2,265,000 Einwohnern ergibt. Diese wohn-
ten in 1700 domus, großen Palästen oder palastähnlichen Häusern, und
die plebs hauste in 46,000 insulae; eine insula CInsel) bestand aber
aus einer Anzahl zusammenhängend gebauter Häuser; ein solches Häu-
serganzes war von den andern durch einen Zwischenraum von wenig-
stens fünf Fuß Breite getrennt. Außerdem besaß Rom für alle mög-
lichen Götter 400 Tempel, eine Menge öffentlicher Gebäude und Bäder.
Die Wasserleitungen versahen 105 Brunnen und 300 größere und klei-
nere Wasserbehälter. Zur Aufrechthaltung der Sicherheit und Ordnung
in der Stadt waren vier städtische Kohorten errichtet (zusammen 6000
Mann), die unter dem praesfectus arbi standen, der nach unserm
Sprachgebrauche Stadtgouverneur und Polizeichef zu nennen wäre, mit
einem Amtsbezirke von 100 römischen Meilen; ein Polizeikorps waren
auch die batavischen Reiter (in Athen die sogenannten Skythen). Außer-
dem lagen in der Stadt die Prätorianer, die kaiserliche Leibwache.
Kriegswesen.
Die Republik kannte keine stehenden Heere, Augustus mußte sie
einführen. Zur Zeit der Republik stellten die Provinzen Hilfskohorten,
unter den Cäsaren aber wurde aus dem ganzen Reiche für die Legionen
konskribiert, die Hilfstruppen wurden von den sogenannten Bundesge-
nossen geliefert, aber auch in eigene Korps organisiert. Unter Augustus
Nachfolger Tiberius bestand die römische Landmacht (das stebende Le-
gionenheer) aus: 1) dem Korps der Prätorianer, der kaiserlichen Garde,
zehn Kohorten stark, etwa 8000 Mann. Der Prätorianer erhielt täg-
lich zwei Denare Sold (der Denar = 4 Sestertien, 225 Denare =
56 Thaler). Die Dienstzeit dauerte 16 Jahre; beim Abschied betrug
das Geschenk für den Mann 5000 Denare. Kommandanten waren zwei
praefecti praetorio, unter Tiberius 1, später 4. 2) 25 Legionen;
die Legion war in dieser Zeit 6100 Fußgänger und 726 Reiter stark;
der tägliche Sold des Fußgängers 1 Denar, des Reiters das Doppelte;
Abschiedsgeschenk 3000 Denare. 3) Hilfstruppen, besoldete und unbe-
soldete; besonders wurden Germanen angeworben. Als Gebieterin über
alle Küsten des Mittelmeeres bedurfte Rom keiner starken Seemacht, da-
her diese auch in keinem Verhältnisse zur Landmacht stand. Eine Flotte
lag in Ravenna, die andere in Misenum; schnellsegelnde kleinere Schiffe
(liburnicae) dienten als Poftschiffe.
Das Finanzwesen.
Weil Augustus weder nach dem Beispiele der Feldherren der Re-
publik ganze Länder ausraubte, noch, wie mit Epirus geschah, eine ganze
Bevölkerung in die Sklaverei verkaufte, so war er genöthigt einige neue