Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

336 Das Reich der Cäsaren. 
italischen zu erstehen waren. Außerdem strömten Kaufleute, Krämer, 
Handwerker, Garköche, Markedenter, Schauspieler und Gaukler und der- 
gleichen Volk in jede neue Provinz und kamen schon in großer Menge 
dem ersten Heereszuge nach; denn zuerst machten sie ihre Geschäfte mit 
den Soldaten (man denke besonders an die Verwerthung der Kriegs- 
beute und der Gefangenen), und später mit den Soldaten und den Ein- 
wohnern. Es gab keine so arme und rauhe Provinz, welche nicht etwas 
erzeugte, was zur Ausfuhr sich eignete, und keine so unkultivierte Ein- 
wohnerschaft, die nicht Geschmack an den Produkten Ves italischen Kunst- 
fleißes gefunden und nicht bald die Unentbehrlichkeit des einen oder an- 
deren „Artikels“ erkannt hätte. Die Lager und Militärstationen, die 
Städte und Kastelle wurden eben so viele Handelsplätze und Faktoreien 
(tanz in derselben Weise, wie wir es bei dem Vordringen der Russen 
und Engländer in Asien sehen), die Militärstraßen Wege für den Ver- 
kehr und Handel. In dem Straßenbau bewiesen die Römer ihre Mei- 
sterschaft so gut als bei der Auswahl und Anlage von Städten und 
Festungen. Jede Provinz wurde mit einem Straßennetze überspannt, 
durch welches alle Orte von Bedeutung in die möglichst nahe Verdindung 
kamen. Die Straßen waren schnurgerade, aufgedämmt, in der Regel 
gepflastert und mit Meilenzeigern versehen, welche die Entfernung von 
der Hauptstadt angaben. Freilich war die Anlage einer solchen Straße 
eine der schwersten Lasten, welche eine Provinz nur treffen konnte, denn 
die Bewohner derselben mußten frohnweise arbeiten; was kümmerte dies 
aber die Römer? und war die Straße einmal hergestellt, so war ein 
Weg geschaffen, auf welchem sich der Verkehr der Römer und der Ein- 
gebornen bewegte und mischte, und die römische Sprache wenigstens in 
den Bezeichnungen für das gewöhnliche Leben und Treiben von dem 
gemeinsten Provinzialen erlernt wurde. Gerade diesen traf aber das 
Schicksal, 16 Jahre unter der römischen Fahne zu dienen, am häufg- 
sten, und während einer so langen Zeit mußte er römisch werden und 
wäre er vom härtesten Stamme gewesen. 
Brachen die Männer in der Regel schon durch ihre Eroberung die 
Physische Stärke einer Nation, durchdrangen sie den Rest derselben durch 
Militär, Kolonieen und das Verkehrsleben mit römischen Elementen, so 
verstanden sie es auch, die fremde Nationalität dadurch aufzulösen, daß 
sie dieselbe zu sich emporhoben, wie sie sich wenigstens ausdrückten. Daß 
der gemeinste Provinziale der Ehre des Legionendienstes und dadurch 
regelmäßig des Bürgerrechtes theilhaftig wurde, ist schon gesagt wor- 
den; der vornehmere erhielt außerdem militärische Würden und bürger- 
liche Auszeichnungen. Selbst auf die vornehme provinziale Jugend er- 
streckte sich die Sorgfalt des Cäsars; sie wurde nach Rom eingeladen 
und dort gebusdet oder wenigstens in die Provinzialstädte gezogen, wo
	        
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