Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

Babplonien. Assyrien. Medien. 23 
der Tigris. Das Land zwischen ihrem mittlern Laufe hieß vor Zeiten 
das Land der Zwei Ströme (Mesopotamia bei den Griechen), die Ebene 
an ihrem unteren Laufe Babylonien, als Völker werden Assyrer, Baby- 
lonier und Chaldäer genannt, wahrscheinlich nahe verwandte Volksstämme. 
Die Bibel nennt den Nimrod, einen gewaltigen Jäger und Krieger, als 
den ersten, der eine Gewaltsherrschaft aufrichtete, und Völker unter sein 
Joch beugte; die Hauptstadt dieses Reiches war Babel oder Babpylon. 
Die Griechen wissen viel von Ninus, dem Stifter des assyrischen 
Reiches, und seiner gewaltigen Stadt Niniveh zu erzählen, sowie von 
seiner Gemahlin und Mörderin Semiramis, die sie in Babylon wun- 
dervolle Werke aufführen lassen; sie soll die uralte Stadt Baktra er- 
obert haben und bis Indien vorgedrungen sein, wo sie aber durch eine 
blutige Niederlage zur Umkehr gezwungen wurde. Wahrscheinlich sind 
Ninus und Semiramis mythische Namen; das altassprische Reich und 
das babplonische scheinen eines und dasselbe gewesen, durch Empö- 
rungen der unterworfenen Völker aber in mehrere Reiche aufgelöst wor- 
den zu sein. 
Schon der Sohn der Semiramis, Ninyas, erzählen die Griechen, 
ergab sich in seinem Palaste einem schwelgerischen Leben; seine Nachfol- 
ger waren nicht besser, und der letzte derselben, Sardanapal, fröhnte in 
seinem Palaste der verächtlichsten Wollust. Ihn saben die Statthalter 
Babyloniens und Mediens, Belesys und Arbakes, als Weib gekleidet, 
unter dem Weiberschwarme des Hofes; einem solchen Herrscher länger 
zu dienen hielten sie für Schmach, verabredeten eine gemeinsame Em- 
pörung und rückten mit ihren Heeren vor die Residenz Niniveh, hinter 
deren hohen Mauern Sardanapal sich geborgen glaubte. Allein der 
Tigris riß die Mauer bei einer Ueberschwemmung (durch die Schnee- 
schmelze im armenischen Gebirge tritt diese regelmäßig alle Jahre ein.) 
eine Strecke weit nieder und der verzweifelnde Sardanapal verbrannte 
sich mit seinem Palaste. Aber diese griechische Erzählung scheint aus 
dem Mißoverstande der mythischen Geschichte der Babylonier entstanden zu 
sein; denn nicht lange darauf steht unter Phul (Sardanapal angeblich 
um 890, Phul 770) ein mächtiges assyrisches Reich da, das sich weit 
in Asien, bis Palästina und Aegyppten ausdehnte; als seine kriegerischen 
Herrscher sind Tiglat Pllesar, Salmanassar, Senaharib und Asarhad- 
don, welche ganz Vorderasien überziehen, Israel unterjochen (von 770 
—721), Aegypten bedrohen und theilweise verwüsten, aus der Bibel 
bekannt. Die Macht Asspriens erlitt jedoch einen harten Stoß, indem 
die Meder, welche wohl immer ungern gehorchten, abfielen und sich in 
Desokes (714) einen eigenen König gaben, während zu gleicher Zeit 
die Babylonier eine Rebellion versuchten. Kaum hundert Jahre später 
erneuerte der Meder Kyarares den Kampf, und es gelang ihm mit Hilfe
	        
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