Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

342 Das Reich der Cäsaren. 
glänzte, viele in den Händen ihrer Zeitgenossen und noch zu Quinti- 
llans Zeit allgemein bekannt waren. Nicht besser ist es uns mit den 
Werken der römischen Geschichtschreiber ergangen; Cäsars Kommentare 
find uns erhalten, ebenso des Sallustius, seines Zeitgenossen, Geschichte 
der katilinarischen Verschwörung und des jugurthinischen Krieges, da- 
gegen ist seine römische Geschichte verloren; erhalten sind uns ferner die 
Lebensbilder berühmter Feldherren von Kornelius Nepos, der aber nur 
in dem Leben des Attikus auf römischem Schauplatze wandelt, das ein- 
zige Beispiel, daß sich ein Römer ausländischer Größen mit Vorliebe 
annahm. Am beklagenswerthesten ist der Verlust so vieler Dekaden des 
Geschichtswerkes von Tit. Livius aus Patavium, von welchem übrigens 
in unserer Zeit einzelne Bruchstücke wiederum aufgefunden wurden; zwar 
ist er ganz Römer und verhüllt und verschweigt manches, was den 
Ruhm seiner Nation schmälern könnte, auch beweist das, was der Grieche 
Polpbius uns über die römische Geschichte mittheilt, daß Livius die 
Ouellen nicht immer mit Sorgfalt aufsuchte — nichtsdestoweniger müssen 
wir seiner Gelehrsamkeit und seinem Fleiße alle Anerkennung zollen und 
seine meisterhaften Gemälde römischer Männer und Thaten bewundern; 
Augustus nannte ihn einen Pompejaner. 
  
Bweites Hapitel. 
Die Erfüllung der Zeit. 
Roma aeterna! 
Rom ist ewig! war zu Augustus Zeit ein römischer Glaubenssaz, 
und unter seinen nächsten Nachfolgern hätte ein lauter Zweifel den Tod 
gebracht. In der That, welches Volk war denn noch da, welches die 
römische Weltmonarchie mit Erfolg anzugreifen vermochte? Karthago 
war jetzt eine römische Stadt und wenigstens 400 andere römische Städte 
umsäumten die Küste Nordafrikas und den Rand des großen Sand- 
meeres; was wollten die Negerhorden gegen das römische Afrika unter- 
nehmen? Dem römischen Asien drohte früher die Macht der Parther; 
doch verstand diese nur in den Steppen über unbedachtsame Feldherren 
zu siegen, in einem Angriff auf die römischen Lager und Städte, selbst 
in offener regelmäßiger Feldschlacht konnten die parthischen leichten Reiter- 
schützen gegen die römischen Legionen und die groben Geschosse ihrer Maschi- 
nen nicht Stand halten. Europa hegte in den germanischen Wäldern und 
den sarmatischen Steppen kräftigere Feinde, das war nicht zu bestreiten, 
aber befanden sich nicht der Hämus und das Alpengebirge mit allen 
Pässen in der Gewalt der Römer? war nicht die ganze Donaulinie rö-
	        
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