Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

Julian der Abtrünnige. Jovian. 397 
Ktützte dieselben zu diesem Zwecke auf alle msgliche Weise, aber Erdbeben 
und aus dem Boden hervorbrechende Flammen vernichteten jedesmal 
was aufgeführt war. Seine Tugend hinderte ihn nicht, bei seiner 
Thronbesteigung einige Vornehme, die er sich feindselig glaubte, hinzu- 
richten und noch mehrere in die Verbannung zu schicken. Sein ganzes 
Thun offenbarte seine Eitelkeit, sein Haschen nach Beifall. So prokla- 
mierte er, daß er bei Militär und Civil nur nach Berdienst ohne alle 
andere Rücksicht befördern werde, begünstigte aber die Seinigen auf jede 
Weise und setzte die Christen zurück. So trug er auch eine Einfachheit 
zur Schau, die an Kynismus gränzte, und seine außerordentliche Thätig- 
keit war ebenso wenig ohne Gepränge und Aufsehen. Er schlief auf sehr 
einfachem Lager die halbe Nacht; ein Drittheil der Nacht widmete er 
der Wissenschaft, das andere den Staatsgeschäften. Nach dem Aufstehen 
opferte er fedesmal dem Merkur, welchen die damalige Götterlehre als 
den regen Weltgeist erklärte, der den menschlichen Geist bewege. 
Unglücklicher Perserkrieg (363). 
Nachdem er auf diese Weise das reformierte Heidenthum wieder 
hergestellt, aber dabei wenig Freude ob seinen Erfolgen erlebt hatte, 
unternahm er einen Rachekrieg wider den Perser Sapor, gegen den Kon- 
stantius kein Glück gehabt hatte. Auf dem Cuphrat baute er eine Flotte 
von 1000 Lastschiffen, 50 Kriegs= und 50 Brückenschiffen und drang 
gegen Ktesiphon vor. Alle Städte, die Widerstand leisteten oder von 
den Einwohnern verlassen waren, wurden verbrannt, die Gefangenen, 
sogar die Weiber, niedergemetzelt; auch die Saaten wurden verbrannt, 
wenn das Heer fouragiert hatte, und ebenso ging es den großen Dattel- 
wäldern, welche damals noch die mesopotamische Ebene bedeckten. (Das 
Land war wenigstens theilweise noch trefflich angebaut und aus dem 
Flusse waren unzählige Wässerungsgräben abgeleitet.) Durch den Königs- 
kanal (Nahar malcha) fuhr die Flotte in den Tigris und durch sie er- 
zwang Julian den Uebergang über den Strom. Am Ufer besiegte er die 
Perser in einer Schlacht und warf sie nach Ktesiphon zurück, aber die 
Belagerung der Stadt wagte er nicht zu unternehmen. Er wandte sich 
nordwärts gegen die römischen Provinzen am Tigris; die Flotte, die 
stromaufwärts nicht folgen konnte, wurde verbrannt. Wegweiser, wahr- 
scheinlich verstellte Ueberläufer, führten das Heer in die Irre; es gerieth 
in die Steppe, wo es bald großen Mangel litt. Nach ihrer alten Kriegs- 
weise drängten nun die Asiaten den Rückzug und Julian selbst siel am 
26. Juni 363 in einem Gefechte durch einen persischen Pfeil. Jetzt rief 
das Heer den christlichen Jovian zum Augustus aus, der aber den Rück- 
zug und den Frieden durch Abtretung der fünf Provinzen jenseits des 
Tigris erkaufen mußte. Auch die Gränzfestung Nisibis wurde den Per-
	        
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