398 Oas Reich der Cäsaren.
sern überlassen; sie hatte sich immer rühmlich behauptet, nun mußten die
Einwohner nach Amida am Tigris (Diarbekr) übersiedeln. Das Ueber-
gewicht der Perser in dem Morgenlande war entschieden.
Valentinianus I. und Dalens, Gratianus, Valentinianus II. (364—383).
Jovian, der im Gegensatz zu seinem Vorgänger die Christen sehr
begünftigte, starb schon nach acht Monaten; das Heer erwählte den Va-
lentinian, der seinen Bruder Valens zum Mitregenten annahm; dieser
sollte den Orient vertheidigen, Valentinian die abendländischen Provinzen.
Die Lage derselben war schrecklich; Alemannen, Burgunder und Franken
verheerten Gallien; alle Küsten waren durch sächsische Raubschiffe un-
sicher; Pikten und Skoten, die Menschenfleisch fraßen, verwüsteten Bri-
tannien, Quaden und Sarmaten gingen über die Donau. Alle diese
Feinde bekämpfte Valentinian mit Muth und Glück und triumphierte
mit seinem Sohne Gratian in Trier. Valentinian war zur Grausamkeit
geneigt und fütterte zwei Lieblingsbären mit verurtheilten Verbrechern.
Er starb plötzlich an einem Schlagflusse, als ihn eine Gesandtschaft der
Sarmaten in Wuth gebracht hatte. Ihm folgte sein milder Sohn Gra-
tian, der seinen vierjährigen Bruder Valentinian II. zum Mitregenten
annahm. Gegen Valens rebellierte Prokopius, der getödtet wurde. Ein
furchtbares Erdbeben verheerte die meisten Küsten des Mittelmeeres, das
zurückwich und überfluthend wiederkehrte, wodurch hunderte von Städten
und Dörfern untergingen und viele tausend Menschen ihren Tod fanden.
Neuntes Kapitel.
Die Gothen und Hunnen.
Schlacht bei Adrlanopel (378).
Nun wälzte sich gegen das Römerreich ein Völkerschwarm aus dem
fernen Asien, als ob der europäische Norden nicht schon Schwärme genug
ausgesandt habe. Aus dem asiatischen Hochlande waren die Hunnen vom
Amur durch die Chinesen gegen Westen gedrängt worden. Am Ural
und dem kaspischen Meere trafen sie auf die Alanen, schlugen diese und
nöthigten die Ueberwundenen zu einem Kriegsbündnisse. Weiter west-
wärts drängend stießen sie auf die Ostgothen, deren Reich vom balti-
schen Meere bis an die Donau reichte. Auch diese konnten nicht wider-
stehen; ihr 110jfähriger König Hermanarich stürzte sich in sein Schwert
und sein Nachfolger Withimer fiel im Kampfe; auch die Weßgothen
unter Athanarich mußten weichen. Ein Theil der Nation entfloh in die
Karpathen, die Westgothen aber zogen unter ihrem Fürsten Fritigern