Die Gothen und Hunnen. Theodosins der letzte Alleinherrscher. 399
an die Donau, um jenseits des Stromes auf römischem Boden Schutz
zu suchen. Sie schickten Boten zu Valens, welche demüthig um die Er-
laubniß baten, daß sie mit ihren Weibern und Kindern über die Donau
setzen dürften. Es verfolge sie ein wildes Volk, die Hunnen; diese seien
häßlich von Gestalt, Pfeilschützen auf schnellen Rossen, zahllos und un-
widerstehlich. Die Gothen versprachen die Donau zu vertheidigen, wenn
ihnen das verwüstete Thrakien und Mösien eingeräumt werde.
Valens willigte ein und das ganze Volk, darunter 200,000 streit-
hare Männer, setzte über die Donau auf Flößen. Nun benahmen sich
aber die römischen Statthalter ebenso treulos als unklug. Die Gothen
hatten ihr Vieh eingebüßt und litten großen Mangel; die Römer ver-
kauften ihnen aber Brot und Fleisch (Hundefleisch) um ungeheure Preise
und wollten endlich Fritigern ermorden. Da griffen die Gothen zu den
Waffen und verwüsteten Thrakien und Makedonien. Den 9. August 378
lieferte ihnen Valens bei Adrianopel eine Hauptschlacht und verlor sie;
verwundet flüchtete er sich in eine Hütte und wurde mit derselben ver-
brannt. Nun drangen die Gothen raubend und verwüstend bis in den
Peloponnes, und nur die größeren Städte vermochten sich noch gegen
sie zu halten. Doch der Spanier Theodosius, den Gratian zu seinem
Mitkaiser angenommen hatte, beruhigte die Gothen durch Waffen und
Unterhandlungen, und nach Fritigerns Tode schloß Athanarich Frieden;
die Gothen stellten von jetzt an 40,000 Mann unter die römischen Fahnen.
Die Westgothen wohnten hierauf für einige Zeit in Mösien und Thra-
kien, ein Theil der Ostgothen in Lpdien und Phrygien.
Cheodofius der letzte Alleinherrscher des Meiches (394).
Gratian wurde 383 ermordet, als er gegen den Usurpator Maxi-
mus auszog; auch dieser fand seinen Tod, und Valentinian II. wurde
auf Anstiften seines Feldherrn Arbogast, eines Franken, gemeuchelt.
Dieser machte seinen Sekretär Eugenius zum Kaiser; aber Theodosius
schlug beide bei Aquilela, als der Sturm ein Hagelwetter von seinem
Heere auf das feindliche jagte. Arbogast gab sich selbst den Tod, Euge-
nius wurde enthauptet (394). So wurde Theodos Alleinherrscher des
Reiches: unter ihm wurde in Rom das Heidenthum abgeschafft, die Vik-
toria aus dem Rathsale entfernt, die Statuen der Götter fielen und
ihre Verehrung wurde bei schwerer Strafe verboten. Theodos, welchem
heidnische und christliche Schriftsteller das Lob eines großen Herrschers
spendeten und der mit mehr Recht als Konstantin d. Gr. der erste christ-
liche Kaiser des Römerreiches und zugleich der letzte eigentliche Impe-
rator genannt werden kann, starb den 17. Januar 395.