Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

404 Das Reich der Cäsaren. 
ließ Rikimer auch den Majorian ermorden und erhob nach einander den 
Livius Severus und den Anthemius. Anthemius und der östliche Kaiser 
Leo boten 468 alle Kraft gegen Genserich auf, aber während eines 
Waffenstillstandes verbrannte dieser ihre ganze große Flotte. Darauf 
tödtete Rikimer den Kaiser in einer Schlacht und erstürmte Rom, wo 
Raub, Mord, Brand, Hunger und Seuchen wütheten. Der herrschende 
Sueve machte 472 den Olpbrius zum Kaiser, dieser aber wie Rikimer 
starb bald darauf. Nun erhob der Burgunder Gundobald den Glv- 
cerius, der Kaiser in Konstantinopel den Julius Nepos; der erste 
wurde bald Bischof in Salona, den andern vertrieb sein Feldherr Ot- 
stes. Dieser setzte seinen Sohn Romulus Momyllus ein, welch “ man 
wegen seiner Jugend Augustulus nannte. Gegen diesen pörte sich 
der Rugier Odoaker (Ottokar), der Anführer deutscher Ztämme: Ru- 
gier, Heruler, Skyren, Thurselinger u. s. w., den Orestes auf ihr 
stürmisches Begehren nicht sofort Ländereien angewesen hatte. Er schlug 
und tödtete den Orestes, begnadigte aber den vomulus Augustulus, in- 
dem er ihm in Kampanien das Landgut des Lukullus und 6000 Gold- 
stücke jährlichen Einkommens gab. Er sevst machte sich zum König von 
Italien und so hörte 478 das abendländische Kaiserthum auch dem Na- 
men nach auf, während das moxgentändische oder griechische sein Dasein 
bis 1453 fristete. 
Schus. 
Mit Romulus Augustulus schließt man gewöhnlich die alte Ge- 
schichte; man wählt damit einen einzelnen Moment aus jener großen 
Umwälzung aus, durch welche das römische Reich vernichtet wurde. Es 
ist eine gewöhnliche Ansicht, das römische Reich sei durch einen Jahr- 
hunderte dauernden Nationalkrieg der Germanen zerstört worden. 
Diese Ansicht ist eine grundfalsche; die Germanen haben nie als eine 
Nation gegen Rom gekriegt, sondern nur als einzelne Volksstämme und 
Waffenbünde, und Germanen waren es, welche Rom gegen Germanen 
am kräftigsten vertheidigten. In den alten deutschen Heldenliedern ist 
auch nicht eine Spur von Nationalhaß gegen die Römer zu bemerken, 
die römischen Kaiser sind vielmehr die Freunde der deutschen Helden. 
Die Absetzung des Romulus Augustulus ist auch keine Katastrophe, son- 
dern nur die Beseitigung eines Titels, denn das römische Reich hörte 
allmählig auf. Gothen, Sachsen, Alemannen, Vandalen, Sueven, Ru- 
gier, Heruler, Burgunder u. s. w. hatten sich in den Provinzen und in 
Italien selbst niedergelassen, unter dem Namen von Bundesgenossen oder 
Unterthanen des Kaisers, der ihre Fürsten mit römischen Titeln ehrte. 
Die römischen Heere selbst bestanden schon lange ber mehrentheils aus 
deutschen Söldnern, deren Anführer zuletzt nach Belieben Kaiser ein-
	        
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